Die kardiovaskuläre Prävention im Kindes- und Jugendalter kann zur Verhinderung erworbener Herz-Kreislauferkrankungen, wie Myokardinfarkt und Schlaganfall, im späteren Leben beitragen. Dies wird in der neuen Leitlinie zur Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter betont. Erstellt wurde diese S2k-Leitlinie von einer Kommission, die vom Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie und angeborene Herzfehler (DGPK) eingesetzt wurde. Darüber hinaus wurde die Leitlinie gemeinsam mit Expert_innen aus betroffenen Fachgebieten sowie Patientenvertreter_innen und der Vertretung von Elternverbänden erarbeitet. Die Leitlinie soll orientierende Anweisungen für fachgerechtes, diagnostisches und therapeutisches ärztliches Handeln für die kardiovaskuläre Prävention bei Kindern und Jugendlichen geben.
Ein Mitglied der Leitlinienkommission ist Prof. Dr. Renate Oberhoffer-Fritz, Dekanin der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften und Leiterin des Lehrstuhls für Präventive Pädiatrie. Sie vertritt in der Kommission als Expertin die Deutsche Gesellschaft für Perinatale Medizin (DGPM) und war federführend an der Erarbeitung der Leitlinie beteiligt.
Darin werden unter anderem die Pathogenese von Herz-Kreislauf-Erkrankungen näher beleuchtet sowie Risikofaktoren für Atherosklerose und Herzinsuffizienz erläutert. Dazu gehören beispielsweise Adipositas, arterielle Hypertonie, gestörte Glukosetoleranz und Diabetes mellitus oder Hyperlipidämie. Weiterhin werden auch Faktoren wie Rauchen, Umwelteinflüsse, mangelnde Bewegung und psychosoziale Einflüsse berücksichtigt.
Im weiteren Verlauf werden frühdiagnostische Verfahren klinisch inapparenter Herz-Kreislauferkrankungen erläutert wie beispielsweise nichtinvasive Surrogatmarker der Atherosklerose oder neuere frühdiagnostische Verfahren als möglicher Prädiktor späterer Herz-Kreislauferkrankungen. Dazu gehören unter anderem sonographische Messverfahren, wie beispielsweise die Bestimmung der Intima-Media-Dicke der Arteria carotis communis (cIMT). Sie sollen einen unmittelbaren Eindruck über die Struktur eines größeren Gefäßes geben.
Abschließend geht die Leitlinie auf zielgerichtete Maßnahmen und Aktivitäten ein, die dazu beitragen sollen, kardiovaskuläre Erkrankungen in vielen Fällen im Sinne der primären Prävention durch einen gesundheitsbewussten Lebensstil zu verringern. Entscheidend dafür ist die frühzeitige Implementierung idealer Gesundheitsverhalten von der Geburt über das Kindes- bis ins junge Erwachsenenalter und darüber hinaus. Zu diesen Lebensstilmaßnahmen gehören Bewegung, eine kardioprotektive Ernährung, verringerter Medienkonsum, ausreichende Schlafdauer sowie Stressreduktion. Weiterhin erläutert die Leitlinie auch Präventionsmaßnahmen speziell für die Schwangerschaft und empfiehlt, einen aktiven Lebensstil auch während der Schwangerschaft beizubehalten. Dieser kann das Risiko für maternale Adipositas, Gestationsdiabetes und arterielle Hypertonie signifikant reduzieren.
„Die Leitlinie bietet einen praktischen Rahmen für die Maßnahmen zur kardiovaskulären Prävention bei Kindern und Jugendlichen. Sie richtet sich daher vorrangig an Kinderkardiolog_innen, Kinder- und Jugendärzt_innen sowie Kardiolog_innen in Klinik und Praxis. Zudem sollen die Leitlinien auch Orientierungshilfe für Patient_innen, Eltern und Angehörige sein“, erklärt Prof. Oberhoffer-Fritz. „Die Betreuung der Patient_innen sollte in enger Abstimmung mit spezialisierten kinderkardiologischen Zentren vorgenommen werden, um die bestmögliche Lebensqualität für die Patient_innen und ihre Familie zu erreichen und potentielle Komplikationen frühzeitig zu erkennen bzw. zu verhindern.“
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Kontakt:
Prof. Dr. Renate Oberhoffer-Fritz
Dekanin Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften
Lehrstuhl für Präventive Pädiatrie
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München
Tel.: 089 289 24601
E-Mail: dekanat.sg(at)tum.de
Text: Romy Schwaiger
Fotos: Lehrstuhl für Präventive Pädiatrie/privat