Mit Blick auf die Wettkampfstätten der kommenden elf Tage fand am Mittwoch, einen Tag vor Beginn der European Championships 2022 in München, die Eröffnungspressekonferenz des Multisportevents statt. Am „Heimat Roof“ auf dem Olympiaberg unterhielt sich Moderator Jochen Breyer mit Gästen aus Sport und Politik und blickte auf die bevorstehenden Entscheidungen in den Europameisterschaften neun verschiedener Sportarten voraus. Neben dem Bayerischen Innenminister Joachim Herrmann, Juliane Seifert, Staatssekretärin im Bundesministerium des Innern, Münchens Sport-Bürgermeisterin Verena Dietl und Marion Schöne, Geschäftsführerin der Olympiapark München GmbH, nahmen mit Sprinterin Alexandra Burghardt und Kletterer Yannick Flohé auch zwei Athlet_innen an der Veranstaltung teil.
50 Jahre nach den Olympischen Spielen von 1972 erlebt die bayerische Landeshauptstadt in diesem Sommer wieder ein sportliches Großereignis. Für Joachim Herrmann, damals selbst als Zuschauer vor Ort, eine große Chance für die gesamte Stadt. „Ich habe das damals selbst miterlebt, was dieses Ereignis für einen Impuls, sowohl für den Breiten- als auch für den Spitzensport, gegeben hat. Für den Sport in München und Bayern ist das eine riesige Gelegenheit. Gerade nach den zwei schrecklichen Pandemiejahren ist es wichtig, dem Sport wieder einen Antrieb zu geben“, so der Innenminister. Es sei „für alle Münchner etwas Besonderes, solch ein Event in der eigenen Stadt zu erleben“, ergänzte die dritte Bürgermeisterin Münchens, Verena Dietl. Um das Großprojekt zu realisieren, hätten Bund, Land und Stadt eng zusammengearbeitet. Für die Veranstalter ein vorbildliches Zusammenspiel, auch für kommende Sportveranstaltungen. „Wir wollen hier, auch für zukünftige Veranstaltungen, ein Erbe hinterlassen und die Bevölkerung mitnehmen, sodass die Bereitschaft für Großevents weiter wächst“, so die Geschäftsführerin des gastgebenden Olympiaparks, Marion Schöne. Nach der gescheiterten Bewerbung Münchens für die Olympischen Winterspiele 2018 sowie der bereits am Bürgerschaftsreferendum gescheiterten Bewerbung Hamburgs für die Sommerspiele 2024, finden sportliche Großveranstaltungen in den kommenden Jahren wieder vermehrt in der Bundesrepublik statt, 2024 beispielsweise die Fußball-Europameisterschaft der Männer.
Im Fokus stehe bei den European Championships vor allem auch die Nachhaltigkeit der Veranstaltung, die bei Sportevents der vergangenen Jahre zunehmend in den Hintergrund rückte. So werden alle im Umfeld der Olympischen Spiele 1972 erbauten Wettkampfstätten in und um München auch heute noch genutzt. „Das, was ‘72 geschaffen wurde, ist nachhaltig und eine Botschaft an die ganze Welt: Man kann so ein Event auch nachhaltig stattfinden lassen“, so Herrmann. Man könne stolz darauf sein, den Olympiapark mit wenigen Maßnahmen so fit für ein Großereignis machen zu können, ergänzte Dietl. Einen Teil dazu trägt auch der neue TUM Campus im Olympiapark bei, der während der European Championships als Trainingsstätte für Athlet_innen fungiert. „Die Lage des Campus in unmittelbarer Nähe zu den Wettkampfstätten ist hierfür optimal. Ich finde es schön, wenn man diese Synergien nutzen kann“, so die Sport-Bürgermeisterin.
Erstmalig werden bei den European Championships 2022 mit Wettkämpfen im Para-Kanu und Para-Rudern auch zwei paralympische Sportarten Teil des Wettkampfprogramms sein. Für Juliane Seifert ein wichtiges Zeichen für die fortschreitende Inklusion, auch im Sport. „Was wir uns wünschen, ist, dass nicht nur zwischen Sport und Para-Sport differenziert wird, sondern beides gemeinsam stattfindet“, so die Staatssekretärin. Eine Entwicklung, die beispielsweise auch bei den von 28. Juli bis 8. August in Birmingham ausgetragenen Commonwealth Games zu beobachten war. Auch hier wurden Wettkämpfe im Para-Sport parallel zum weiteren Programm ausgetragen.
Und auch sportlich können die Fans einiges von den kommenden eineinhalb Wochen erwarten. So zählt beispielsweise die deutsche 4 x 100 Meter Staffel der Frauen, Bronze-Gewinnerinnen bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Eugene (USA) im Juli, zum Favoritenkreis. „Wir wollen auf jeden Fall eine Medaille in der Staffel. Natürlich muss alles funktionieren, aber wir haben das Zeug dazu“, so Alexandra Burghardt, die neben Bronze in den USA vergangenen Februar als Anschieberin von Zweierbob-Pilotin Mariama Jamanka auch Silber bei den Olympischen Winterspielen in Peking holte. Mit der Heim-EM bietet sich für die 28-Jährige jetzt die Gelegenheit, das Jahr sogar noch zu vergolden und sich einen Kindheitstraum zu erfüllen. Eines werden diese European Championships aber nach der gebürtigen Mühldorferin auf jeden Fall: „A fetzn Gaudi!“
Text & Fotos: Simon Sandig & Luis Helm