„Ich will morgen konzentriert und vorbereitet für den Wettbewerb sein und mein Bestes geben. Und dann werden wir sehen, was dabei herauskommt.“ So bescheiden klang die fünfmalige Europameisterin Sandra Perković nach der gewonnenen Qualifikation im Diskuswurf der Frauen. Dass sie dabei fast 66 Meter geworfen hatte, was weit über der Qualifikationsmarke liegt, erwähnte sie nur in einem Nebensatz. Europas Jahresbeste und Silbermedaillengewinnerin bei den Weltmeisterschaften in Eugene (USA) von vor drei Wochen geht als Favoritin in den Wettkampf, zumal sie seit 2010 jede Europameisterschaft gewinnen konnte. „Ich möchte mich nicht unter Druck setzen, denn ich bin glücklich und zufrieden mit meinen fünf Titeln“, so Perković. Doch der Hunger nach dem sechsten Titel ist der Kroatin im Gespräch deutlich anzumerken. In vier von sechs Versuchen bei der Weltmeisterschaft in Eugene übertraf sie ihre Qualifikationsweite von 65,94m vom gestrigen Tag, unter anderem war dabei auch ihre Saisonbestleistung von 68,45m mit am Start.
Sie freut sich aber auch besonders auf die Stimmung und das Publikum bei den European Championships, denn sie weiß, „dass das deutsche Publikum jede Wettkämpferin unterstützt und sehr respektvoll mit den Athleten umgeht, so dass im Stadion keine negative Atmosphäre herrscht“. Weil es Perković vor allem um Respekt und Fairness geht, engagiert sie sich ebenfalls in der Politik und ist seit 2015 Mitglied des kroatischen Parlaments.
„Wenn man so ein großes Event ausrichten will, braucht man eine große Stadt mit vielen Veranstaltungsorten und ich denke, dass Städte wie München, Berlin oder Rom solche Events besonders gut organisieren können.“ Und dieses Event verbindet die Weltmeisterin von 2013 und 2017 auch mit ihrem kürzlich verstorbenen Trainer, der ihr viel über die Olympischen Spiele 1972 in München erzählte und wie es damals noch an den Sportstätten ausgesehen hatte.
Ihren ersten großen Wettkampf hatte sie 2009 bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Berlin. Sie erzählt von einem Moment, in dem sie so begeistert war, die Olympischen Ringe dort zu sehen, dass sie sich dachte, sie will dieses Leben leben. Diesen Spaß und Willen transportiert die nationale Rekordhalterin bis heute noch mit in ihre Wettkämpfe. Deshalb ist sie auch die Frau, die es am heutigen Abend für die Konkurrenz zu schlagen gilt.
Sandra, die Qualifikation ist vorbei, wie zufrieden und optimistisch sind Sie mit Ihrer Leistung?
Sandra Perković: "Ich bin glücklich und zufrieden, dass ich fast 66 Meter geworfen habe, was weit über der Qualifikationsmarke liegt. Vor drei Wochen habe ich bei den Weltmeisterschaften mit einer etwas größeren Weite die Silbermedaille gewonnen, und ich möchte einen solchen Erfolg wiederholen. Ich möchte nicht sagen, dass es mein Heimfeld ist, aber Europa liegt mir allgemein sehr gut. Ich will morgen konzentriert und vorbereitet für den Wettbewerb sein und mein Bestes geben. Dann werden wir sehen, was dabei herauskommt."
Als fünffache Europameisterin mit Ihrem letzten EM-Titel 2018, versuchen Sie morgen wieder die Goldmedaille zu gewinnen oder was sind Ihre Erwartungen für den morgigen Tag?
Sandra Perković: "Ich möchte mich nicht unter Druck setzen, denn ich bin glücklich und zufrieden mit meinen fünf Titeln, die ich seit 2010 bei den Europameisterschaften erringen konnte, aber letztendlich möchte ich Spaß haben, mein Bestes geben und konzentriert bleiben. Ich weiß, dass das deutsche Publikum jede Wettkämpferin unterstützt und sehr respektvoll mit den Athleten umgeht, so dass im Stadion keine negative Atmosphäre herrscht."
Was sind Ihre Eindrücke von den European Championships und von der Kombination von neun Sportarten in einer Veranstaltung?
Sandra Perković: "Wir sind zwei Tage vor der Qualifikation angekommen, also bin ich noch auf meinen Wettkampf fokussiert, aber ich werde nach meinem Wettkampf noch drei Tage in München bleiben und natürlich meine anderen Freunde unterstützen. Es ist sehr schön hier, denn wenn man so ein großes Event ausrichten will, braucht man eine große Stadt mit vielen Veranstaltungsorten, und ich denke, dass Städte wie München, Berlin oder Rom solche Events besonders gut organisieren können."
Das ist das Besondere an den Austragungsorten hier, dass sie größtenteils auch für die Olympischen Spiele 1972 genutzt wurden…
Sandra Perković: "Ja, es ist etwas ganz Besonderes, denn mein Trainer hat mir von den älteren, größeren Bahnen und allem anderen erzählt, da er damals dabei war. In Berlin vor vier Jahren war es ebenfalls ein spektakuläres Stadion, und jedes Mal, wenn ich an einem so großen Wettkampf teilnehme, ist das ein wirklich tolles Gefühl für mich. Es gibt einen Grund, warum ich überhaupt mit diesem Sport angefangen habe. Mein erster großer Wettkampf war 2009 in Berlin und ich war so begeistert, die Olympischen Ringe dort zu sehen, dass ich dachte, ich will dieses Leben leben."
Erfolge
- Olympia-Gold (2012 & 2016)
- Weltmeisterin (2013 & 2017)
- Europameisterin (2010; 2012; 2014; 2016; 2018)
- Diamond League (2012-2017)
Text & Interview: Noah Eberhardt
Fotos: Paul Treutwein