
PAKTan II – Physische Aktivität in Kitas altersgerecht nutzen
Nachhaltiger Transfer zur Reduktion gesundheitlicher Chancenungleichheit
Die Chancen auf ein gesundes Aufwachsen sind für Kinder in Deutschland nach wie vor ungleich verteilt. Die soziale Lage – geprägt durch Bildungsstand, Einkommen oder Herkunft der Eltern – hat maßgeblichen Einfluss auf Gesundheit und Entwicklungsmöglichkeiten [1]. Frühkindliche Bildungseinrichtungen wie Kitas bieten als erste Stufe des Bildungssystems eine zentrale Möglichkeit, diesen Ungleichheiten frühzeitig entgegenzuwirken [2]. Genau hier setzt das Projekt PAKTan II an – als Weiterentwicklung des erfolgreichen Vorprojekts PAKTan I.
Auf einen Blick
PAKTan II verfolgt das Ziel, Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Bewegungsförderung in Kitas nachhaltig und flächendeckend zu implementieren. Im Fokus steht die wissenschaftlich fundierte Evaluation zweier Fortbildungsstrategien:
- Inhouse-Schulungen, bei denen ganze Kita-Teams direkt vor Ort fortgebildet werden
- Multiplikatorenschulungen, bei denen ausgewählte Fachkräfte zu Wissensvermittler*innen ausgebildet werden
In 20 Einrichtungen der AWO Bayern werden Umsetzung und Wirkung beider Ansätze unter Alltagsbedingungen systematisch geprüft. Dabei sollen nicht nur motorische Kompetenzen der Kinder gestärkt, sondern auch Gesundheitskompetenzen der Fachkräfte nachhaltig gefördert werden.
Gefördert wird das Projekt durch das GKV-Bündnis für Gesundheit in Bayern und die Initiative Gesund.Leben.Bayern des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit, Pflege und Prävention.
Hintergrund
Kinder aus sozial benachteiligten Familien haben deutlich geringere Gesundheitschancen. Motorische Defizite, Übergewicht, Sprach- oder Verhaltensauffälligkeiten treten bei ihnen überdurchschnittlich häufig auf. Gleichzeitig sind Kitas zentrale Lebenswelten, die nahezu alle Kinder unabhängig von sozialem Hintergrund erreichen – und nehmen damit eine Schlüsselrolle bei der Bekämpfung gesundheitlicher Ungleichheiten ein.
Während PAKTan I die grundsätzliche Wirksamkeit bewegungsförderlicher Maßnahmen im Kita-Alltag evaluierte, untersucht PAKTan II nun, wie diese Maßnahmen unter verschiedenen sozialen, räumlichen und strukturellen Bedingungen langfristig verankert werden können.
Ziel des Projekts
Ziel ist es, die Erkenntnisse aus PAKTan I zu skalieren und ein nachhaltiges, alltagstaugliches Interventionskonzept zu etablieren. Dazu zählen:
- Vergleich der beiden Fortbildungsmodelle im Hinblick auf Wirksamkeit, Akzeptanz und Nachhaltigkeit aus verschiedenen Implementation Frameworks [3]
- Optimierung und Digitalisierung einer effektiven Implementierungsstrategie
- Empowerment der Fachkräfte zur selbstständigen Durchführung
- Identifikation von förderlichen und hinderlichen Faktoren bei der Umsetzung
Ablauf des Projekts
Das Projekt basiert auf einem zweistufigen Schulungskonzept, das in zwei Erhebungswellen mit insgesamt 20 Einrichtungen umgesetzt wird. Die Evaluation erfolgt mithilfe standardisierter Fragebögen, Fokusgruppen und Implementierungsframeworks wie CFIR und RE-AIM [3, 4].
Erhoben werden dabei u. a.:
- Bewegungsbezogene Gesundheitskompetenz der Fachkräfte
- Akzeptanz, Durchführbarkeit und Nachhaltigkeit der Maßnahmen
- Umsetzungstreue (Fidelity) und Barrieren im Kita-Alltag
Die Erkenntnisse sollen als Grundlage für ein übertragbares und skalierbares Modell für Trägerorganisationen wie die AWO dienen.
Zeithorizont
PAKTan II läuft von 2024 bis 2027 über einen Zeitraum von 36 Monaten. Die TU München übernimmt neben der Evaluation auch die Rolle des Wissenstransfers und der Qualifizierung. Das Ziel ist ein langfristig wirksamer Beitrag zur Reduktion gesundheitlicher Chancenungleichheit im Setting Kita.
Kontakt
Philipp Hartmannsgruber (Sport- und Gesundheitsdidaktik)
Prof. Filip Mess (Sport- und Gesundheitsdidaktik)
Dr. Thorsten Schulz (Präventive Pädiatrie)
References
1. Tophoven S, Lietzmann T, Reiter S, Wenzig C. Armutsmuster in Kindheit und Jugend. Längsschnittbetrachtungen von Kinderarmut: Bertelsmann Stiftung; 2017.
2. Gottschling-Lang A, Franze M, Hoffmann W. Gezielte individuelle Förderung von 3- bis 6-Jährigen. Präv Gesundheitsf. 2014;9:241–6. doi:10.1007/s11553-014-0435-4.
3. Damschroder LJ, Reardon CM, Widerquist MAO, Lowery J. The updated Consolidated Framework for Implementation Research based on user feedback. Implementation Sci. 2022;17:75. doi:10.1186/s13012-022-01245-0.
4. Gaglio B, Shoup JA, Glasgow RE. The RE-AIM framework: a systematic review of use over time. Am J Public Health. 2013;103:e38-46. doi:10.2105/AJPH.2013.301299.