Ambulantisierung in Mittelfranken
Auftraggeber: Bezirk Mittelfranken
Forschende Institution: Technische Universität München | Diversitätssoziologie
Projektleitung:
Lehrstuhl Diversitätssoziologie
Prof. Dr. Elisabeth Wacker
Uptown München-Campus D
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München
Tel.: +49 (89) 289 - 24460
Fax: +49 (89) 289 - 24463
E-Mail: elisabeth.wacker(at)tum.de
Laufzeit: 01.06.2015-31.05.2016
Abschlussbericht: Mitte 2018
Projektmitarbeiterinnen: Yvonne Wechuli, M.A.; Anke Petters
Ausgangslage:
Der Bezirk Mittelfranken verantwortet als überörtlicher Träger der Sozialhilfe die Steuerung der Eingliederungshilfe nach SGB IX. Im Rahmen einer politischen Neuorientierung bei der Gestaltung und Finanzierung von Hilfen für Menschen mit Behinderung stellt der Ausbau ambulanter Versorgungsstrukturen ein wichtiges Ziel des Bezirkes dar. Vor diesem Hintergrund erarbeitete eine vom Bezirk initiierte Arbeitsgruppe mit Vertreter_innen des Bezirks sowie der freien und öffentlichen Wohlfahrtspflege ein Rahmenkonzept „Ambulantisierung im Bezirk Mittelfranken“.
Fachliche Grundsätze des Rahmenkonzepts bilden Personenzentrierte Teilhabeplanung, Aufbau, Förderungen und Aufrechterhaltung sozialer Beziehungen sowie Sozialraumorientierung. Auf Grundlage der fachlichen Grundsätze wurden Empfehlungen zur Umsetzung in verschiedenen Lebensbereichen (Wohnen, Mobilität, Schule/Bildung/lebenslanges Lernen, Gesundheit, Arbeit/Beschäftigung/Tagesstruktur und Freizeit/Kultur) ausgesprochen.
Im Juni 2015 sind in vier Modellregionen Pilotprojekte zur Umsetzung dieses Rahmenprogramms in verschiedenen Lebensbereichen (z.B. Wohnen, Mobilität, Gesundheit und Freizeit/Kultur) gestartet.
Zielsetzung:
Das Modellprojekt wird wissenschaftlich begleitet und evaluiert die Umsetzung des Rahmenkonzepts Ambulantisierung durch die vier Projektträger (Lebenshilfe Nürnberg, Diakonie Neuendettelsau, Lebenshilfe Erlangen-Höchstadt und Caritasverband im Landkreis Nürnberger Land e.V.) in den Modellregionen. Die wissenschaftliche Begleitung berät z.B. hinsichtlich der Vergleichbarkeit, Zielerreichung und Übertragbarkeit auf andere Regionen sowie Zukunftsperspektiven. Gemeinsam werden hinderliche und förderliche Faktoren in Bezug auf die Übertragbarkeit auf anderen Regionen in Mittelfranken erarbeitet.
Im Fokus der prozessbegleitenden, formativen Evaluation stehen dabei die drei fachlichen Grundsätze des Rahmenkonzepts Ambulantisierung im Bezirk Mittelfranken sowie die Erarbeitung und Überprüfung von Kriterien und Indikatoren für eine gelungene Ambulantisierung. In den jeweiligen Modellregionen sollen systematisch Daten (Kenntnisse zur Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität sowie Wirkungen von Interventionen) über die Teilprojekte entstehen. Die jeweils passenden Methoden und Verfahren der Datenerhebung sollen in der Einstiegsphase gemeinsam festgelegt werden.
Für die Durchführung der Erhebungen zu den fachlichen Grundsätzen der Ambulantisierung werden - wenn möglich - geeignete Personen aus den Modellregionen als Co-Forscher_innen ausgebildet (z.B. Mitarbeiter_innen der Projektträger). So kann einerseits die Ortsexpertise der Co-Forscher_innen genutzt werden, andererseits wird in den Modellregionen Kompetenz aufgebaut, um entsprechende Analysen nachhaltig durchführen zu können.
Auf der Basis der gewonnenen Daten und Erfahrungen sowie der eingearbeiteten wissenschaftlichen Standortbestimmung wird ein „Index Ambulantisierung“ entwickelt. Dieses Instrument soll für das weitere Vorgehen im Ambulantisierungsprozess des Bezirks Mittelfranken genutzt werden können.
Abschlusstagung:
Welche Möglichkeiten es gibt, Menschen mit Behinderung am öffentlichen Leben besser partizipieren zu lassen, warThema der Fachtagung Teilhabe im Sozialraum am Mittwoch, 24. Oktober, im Bezirksrathaus in Ansbach. Unter anderem flossen Erkenntnisse aus einem dreijährigen Modellprojekt in Ansbach, Nürnberg, Lauf und Herzogenaurach ein, das von der Technischen Universität München wissenschaftlich begleitet wurde. Dort wurde der Blick geweitet für die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung. In der Praxis richteten die beteiligten Städte unter anderem Internetportale im Zeichen der Inklusion ein oder achteten auf rollstuhlgerechte Gehwegabsenkungen. Bei der Fachtagung ging es darüber hinaus um inklusive Angebote zu Wohnmodellen unterwegs, die auf den Prüfstand gestellt wurden.
Neben Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der Verwaltung des Bezirks Mittelfranken sowie Politischen Mandatsträgern und -trägerinnen waren auch Vertreter und Vertreterinnen anderer bay. Bezirke, der Staatsministerien, der Regierung von Mittelfranken, der kommunalen Verwaltungsebene, der Behinderten(bei)räte, von Trägern, Diensten und Einrichtungen der freien und öffentlichen Wohlfahrtspflege für die Fachtagung anwesend.