Das Journal "BMC Medicine" hat ein systematisches Review publiziert, an dem Prof. Dr. Stefanie Klug mitgearbeitet hat. Der Beitrag beinhaltet eine Aufarbeitung des Forschungsstandes zur Impfung von Jungen und Männern gegen Humane Papillomviren (HPV). Das Open Access Journal "BMC Medicine" unterliegt dem peer review Verfahren und hat einen Impact Factor von 9.088.
"Der Ausgangspunkt für die Untersuchung war, dass wir, die Mitglieder der ,Ständigen Impfkommission', Daten generieren wollten bezüglich der Wirksamkeit, Effektivität und Sicherheit der HPV-Impfung bei Jungen. Hierfür haben wir erstmalig den weltweiten Forschungsstand zu dieser Thematik zusammengetragen", erklärt die Ordinaria des Lehrstuhls für Epidemiologie. HPV können Krebs verursachen, am häufigsten den Gebärmutterhalskrebs. Dementsprechend empfiehlt die "Ständige Impfkommission" (STIKO), in der Prof. Klug Mitglied ist, bereits seit 2007 die HPV-Impfung für Mädchen. Doch: Sollte eine solche Empfehlung auch für Jungen ausgesprochen werden? Um diese Frage zu klären, wurde der bisherige Forschungsstand analysiert.
86 Artikel aus 5.196 Suchergebnissen
Insgesamt wurden 86 Artikel aus 5.196 Suchergebnissen der einschlägigen Literaturdatenbanken gefunden, die über HPV-Impfungen von Jungen publiziert wurden. In das Review konnten indes nur sieben Studien aufgenommen werden. "Unsere Ein- und Ausschlusskriterien waren sehr streng, weil wir nur Studien mit einer hohen wissenschaftlichen Qualität und einer entsprechenden statistischen Power berücksichtigen wollten, um sicher zu stellen, dass die Ergebnisse nicht dem Zufall geschuldet sind", erläutert Klug. Beispielsweise wurden nur randomisierte und kontrollierte Studien berücksichtigt.
Lediglich sieben Studien entsprachen diesen Kriterien. "Zu dem Forschungsthema gibt es viele Studien, deren tatsächliche Aussagekraft aber unsicher ist. Ich denke, dass in den kommenden Jahren eine größere Anzahl von Studien vorliegen wird, die eine hohe Qualität besitzen", sagt Klug weiter.
Für die ausgewählten Untersuchungen weist die Autoren-Gruppe in dem Artikel auf potentielle "Conflict of Interests" hin. Denn sechs der sieben Studien erfüllen zwar die hohen Qualitätskriterien, wurden aber unter Beteiligung von Pharma-Unternehmen durchgeführt.
Unter anderem auf der Grundlage der Ergebnisse des systematischen Reviews empfahl die STIKO für Deutschland eine HPV-Impfung für Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren. Verschiedene Krankenkassen erklärten bereits, die Kosten dafür abzudecken. Eine entsprechende Umsetzung durch den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) wird innerhalb von drei Monaten erwartet.
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Kontakt:
Prof. Dr. Stefanie J. Klug
Lehrstuhl für Epidemiologie
Georg-Brauchle-Ring 56
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Telefon: 089 289 24951
E-Mail: Sekretariat.Klug(at)tum.de
Text: Dr. Fabian Kautz
Foto: TUM