Wann sollten Hochleistungssportler_innen nach einer Infektion mit COVID-19 wieder ins Training und den Wettkampf einsteigen? Diese und weitere Fragen beantwortet Prof. Dr. Martin Halle, Ordinarius des Lehrstuhls für Präventive und Rehabilitative Sportmedizin, im Interview mit Redakteur Michael Ebert in der aktuellen Donnerstagsausgabe der Sportzeitschrift „kicker“ vom 10. März 2022. Unter dem Titel „Hauptsache, die Beine bewegen sich“ fordert Sportmediziner Halle einen besseren Schutz von Hochleistungssportler_innen und kritisiert, dass Verletzungen mehr respektiert werden als Erkrankungen.
Prof. Halle über…
…die Rückkehr von Spitzensportler_innen ins Training:
„Es hat sich von einer Phase ‚Wir wissen nicht, was kommt‘ zu einer Phase ‚Wir wissen jetzt mehr‘ entwickelt. Ganz am Anfang hatte man unterschätzt, dass nach einer COVID-19-Erkrankung Herzmuskelentzündungen auftreten können, man hatte sich zu sehr auf die Lunge konzentriert. Zwischenzeitlich hieß es dann, dass es bei bis zu 70 Prozent der Infizierten zu Veränderungen des Herzens gekommen ist. Mittlerweile weiß man, dass es nur in ein bis zwei Prozent der Fälle ist.“
…Diagnoseverfahren vor der Rückkehr ins Training:
„Mediziner achten im Wesentlichen auf Herz und Lunge. Um die Lungenfunktion zu testen, macht man ein Belastungs-EKG und entnimmt vorher und nachher aus dem Ohrläppchen Blut, um die Blutgase zu messen. Wir erinnern uns an den Fall Joshua Kimmich, bei dem auf Röntgenaufnahmen Flüssigkeit aufgrund der Entzündung in der Lunge zu sehen waren. An diesen Stellen wird kein Sauerstoff transportiert.“
…über zu kurze Pausen nach einer Infektion:
„Wenn ein Sportler einen Muskelfaserriss hat, sagen alle, jetzt dauert es aber mehrere Wochen. Wenn jemand Corona hat, soll er am Samstag darauf wieder auf dem Spielfeld stehen. Es herrscht ein falsches Verständnis. Während bei orthopädischen Sachen klar ist, es geht einfach nicht, denkt man bei internistischen Problemen, es wird schon gehen. Hauptsache, die Beine bewegen sich.“
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Kontakt:
Prof. Dr. Martin Halle
Lehrstuhl für Präventive und Rehabilitative Sportmedizin
Georg-Brauchle-Ring 56 (Campus C)
80992 München
Tel.: 089 289 24441
E-Mail: sportmed(at)mri.tum.de
Text: Romy Schwaiger
Fotos: privat/“kicker“