Isabella Bertmann ist mit dem Kulturpreis Bayern in der Kategorie "Universitäten" ausgezeichnet worden. Prämiert wurde die Dissertation der Wissenschaftlichen Mitarbeiterin des Lehrstuhls Diversitätssoziologie von Ordinaria Prof. Dr. Elisabeth Wacker. Der mit je 2.000 Euro dotierte Kulturpreis Bayern wird pro bayerische Universität an eine_n Promovend_in vergeben. Die Technische Universität München nominierte Dr. Bertmann. Die Preise wurden von der ehemaligen Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Prof. Dr. Marion Kiechle, überreicht.
"Ich bin stolz, dass Isabella Bertmann diese Auszeichnung erhalten hat. Dass die TUM eine Studie aus dem Bereich 'Diversität', der ja historisch nicht zu den Kerngebieten einer Technischen Universität zählt, für diesen Preis nominiert hat, zeigt, wie ernst es der Universität mit ihrem Engagement hierin ist. Sie ist bereit, die Diversität auch in ihrer wissenschaftlichen Produktion zu leben", bilanziert Prof. Dr. Elisabeth Wacker.
Studie zu "Grant" für Menschen mit Behinderungen in Südafrika
"Taking Well-Being and Quality of Life for Granted? An Empirical Study on Social Protection and Disability in South Africa" - so lautete der Titel der Doktorarbeit. Für die Studie untersuchte Bertmann eine finanzielle Unterstützung für Menschen mit Behinderungen in Südafrika. "Ich wollte im Rahmen der Dissertation eine sozialpolitische Leistung und deren Auswirkung auf die Lebensqualität von Menschen mit Behinderungen untersuchen. Südafrika ist ein spannendes Fallbeispiel. Zum einen, weil es einen 'Grant' gibt, durch den Menschen mit Behinderungen umgerechnet ca. 100 Euro im Monat erhalten, zum anderen vor dem Hintergrund der Geschichte des Landes, des rechtlichen und sozialpolitischen Rahmenwerks, sowie einer sehr aktiven Behindertenrechtsbewegung", erklärt Bertmann.
In die Arbeit flossen insgesamt 25 Leitfadeninterviews mit Menschen mit Behinderungen sowie Expert_innen aus dem Bereich der sozialen Sicherung und dem Bereich der Rechte von Menschen mit Behinderungen ein. Die Gespräche wurden in Kapstadt und Port Elizabeth geführt. Als theoretischen Hintergrund zur Operationalisierung von Lebensqualität und Armut griff die promovierte Politikwissenschaftlerin den "Capability Approach" auf. Dieser Ansatz wurde von Amartya Sen, einem indischem Wirtschaftswissenschaftler und Nobelpreisträger, gemeinsam mit Kolleg_innen entwickelt. Demnach sollte Armut nicht rein monetär, sondern multidisziplinär betrachtet werden.
Unterstützende Ressourcen sollten zur freien Verfügung stehen
"Die Studie zeigt, dass diese Intervention nicht nur auf den Lebensstil, sondern auch auf den sozialen Status einen positiven Einfluss hat und damit die Lebenschancen verbessert werden", erklärt Wacker. Weiterhin konnte die Bedeutung des multidisziplinären Ansatzes nachgewiesen werden: "Um Armut abzubauen und eine Verbesserung der Lebensqualität zu erreichen, ist mehr nötig, als nur finanzielle Unterstützung. Denn wichtig ist auch, dass Menschen mit Behinderungen über ihnen zur Verfügung stehende Ressourcen frei verfügen können und eine gewisse Wahlfreiheit bzw. Verwirklichungschancen existieren. Denn nur so können eigene Entscheidungen getroffen und dadurch eine selbstbestimmte Lebensführung erreicht werden", sagt Bertmann. Wichtig sei zudem, im Einklang mit der UN-Behindertenrechtskonvention, Barrieren zu reduzieren - beispielsweise für den Zugang zum Bildungssystem oder den Eintritt in den Arbeitsmarkt. Nur die Kombination verschiedener Maßnahmen könne für Betroffene nachhaltige Veränderungen der Lebenssituation bedeuten.
Der Kulturpreis Bayern wird durch die Bayernwerke AG für herausragende Leistungen in Kunst und Wissenschaft vergeben. Weitere Preisträger waren in diesem Jahr Architekt Peter Haimerl, Musiker Günther Sigl und Kabarettistin Martina Schwarzmann.
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Kontakt
Dr. Isabella Bertmann
Lehrstuhl Diversitätssoziologie
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München
Telefon: 089 289 24468
E-Mail: Isabella.Bertmann(at)tum.de
Text: Dr. Fabian Kautz
Fotos: Bayernwerke AG