Welche Folgen hat eine COVID-19-Infektion bei Kindern und Jugendlichen im Alter von zehn bis 15 Jahren? Dieser Frage geht der Lehrstuhl für Präventive Pädiatrie von Prof. Dr. Renate Oberhoffer-Fritz, Dekanin der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften, in der Studie „Long term Impact of COVID-19“ (LICO) derzeit nach.
Eine Infektion mit COVID-19 kann auch bei Kindern und Jugendlichen zu schweren kardiovaskulären und kardiopulmonalen Beeinträchtigen führen. Spezifische Symptome können auch über einen längeren Zeitraum auftreten. Daher soll untersucht werden, welche langfristigen Effekte sich nach einer Infektion mit COVID-19 an Herz, Blutgefäßen und Lunge von Kindern und Jugendlichen ergeben, wie sich die Erkrankung auf die körperliche Leistungsfähigkeit auswirkt und welche Einflüsse auf die Lebensqualität sich feststellen lassen.
„Es gibt im Bereich der Kinder- und Jugendforschung bislang nur wenige wissenschaftliche Erkenntnisse über die langfristigen Folgen einer Infektion mit COVID-19“, erklärt Prof. Oberhoffer-Fritz. „Die Studie setzt deshalb genau hier an und hat zum Ziel, die Auswirkung einer SARS-CoV-2-Infektion auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit unserer Kinder und Jugendlichen zu untersuchen.“
Das Projekt wird als Kohortenstudie durchgeführt. Die primär untersuchte Kohorte besteht aus männlichen Kindern und Jugendlichen, die sich innerhalb der letzten sechs Monate mit dem Coronavirus infiziert haben. Parallel dazu wird eine Vergleichskohorte, die aus alters- und geschlechtsgematchten gesunden Kindern und Jugendlichen besteht, die sich bislang nicht mit COVID-19 angesteckt haben, rekrutiert. Diese Vergleichskohorte dient als Kontrollgruppe. Beide Gruppen werden jeweils auf ihre Gefäßgesundheit, Lungenfunktion und kardiopulmonale Leistungsfähigkeit untersucht.
„Unser Ziel ist es, insgesamt mindestens 150 Probanden zu rekrutieren. Wie viele dann aufgrund der aktuellen Dynamik noch nicht mit COVID-19 infiziert waren, lässt sich im Moment noch nicht abschätzen“, so Laura Dünzinger, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Präventive Pädiatrie.
Die Rekrutierung aller Teilnehmer erfolgt über einen Studienflyer, welcher an mehreren Münchner Schulen und Vereinen verteilt wird. Zudem werden parallel dazu potentielle Probanden über öffentliche Ausschreibungen in unterschiedlichen Social-Media-Plattformen sowie Kinderarztpraxen in und um München angesprochen.
Zum Untersuchungsablauf zählt neben einer ausführlichen Eigen- und Familienanamnese inklusive Vorerkrankungen eine detaillierte infektionsbezogene Anamnese in der Gruppe der bereits infizierten Kinder und Jugendlichen. Darüber hinaus werden Lebensqualität, anthropometrische Parameter und die kardiopulmonale Leistungsfähigkeit erhoben sowie ein Ruhe-EKG, eine Messung des Blutdrucks und der Pulswellengeschwindigkeit, eine statische retinale Gefäßanalyse, eine flussvermittelte Dilatation, eine Echokardiographie, eine Spirometrie sowie eine Stressechokardiographie durchgeführt. Aufgrund der Vielzahl an medizinischen Werten, die von beiden Kohorten erhoben werden, soll die Forschungsfrage nach den langfristigen Auswirkungen einer Erkrankung mit COVID-19 bei Kindern und Jugendlichen am Ende valide beantwortet werden können.
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Kontakt:
Prof. Dr. Renate Oberhoffer-Fritz
Dekanin Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften
Lehrstuhl für Präventive Pädiatrie
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München
Tel.: 089 289 24570
E-Mail: renate.oberhoffer(at)tum.de
Laura Dünzinger
Lehrstuhl für Präventive Pädiatrie
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München
Tel.: 089 289 24579
E-Mail: laura.duenzinger(at)tum.de/kindergesundheit.corona(at)tum.de
Text: Romy Schwaiger
Fotos: LICO-Studie/Andreas Heddergott/TUM