Wie reagiert der Stoffwechsel und die körperliche Leistungsfähigkeit von Athleten_innen auf defizitäre Kalorienzufuhr und energetischen Stress? Dieser Frage geht ein internationales Online-Seminar am Donnerstag, den 29. Oktober 2020, auf den Grund. Prof. Dr. Karsten Köhler, Leiter der Professur für Bewegung, Ernährung und Gesundheit, wird dabei über das Thema referieren: „Kann erhöhtes Nahrungsprotein die endokrine Reaktion im Zustand niedriger Energieverfügbarkeit retten?“
In seiner Forschung konzentriert sich Prof. Köhler auf die Frage, wie Ernährung und Bewegung kombiniert werden können, um menschliche Gesundheit und Leistungsfähigkeit zu erhalten oder gar zu optimieren. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf den Auswirkungen von Bewegung und kalorischer Einschränkung auf die Körperzusammensetzung und den menschlichen Stoffwechsel. Dazu wurde eine Reihe von Labor- und Feldstudien über die Auswirkungen einer niedrigen Energieverfügbarkeit auf den Hormonhaushalt durchgeführt.
„Die Athleten und Athletinnen haben durch ihre sportliche Tätigkeit einen hohen Kalorienumsatz, aber können und wollen teilweise oft gar nicht so viele Kalorien wieder zu sich nehmen“, konstatiert Prof. Köhler. „Wenn ich dem Körper jedoch nicht genügend Energie zur Verfügung stelle, kommt es zu einem Defizit, das langfristig Auswirkungen hat, beispielsweise auf die Knochendichte oder die Regelblutung bei Frauen, die dann ausbleibt. Wir konnten erstmalig zeigen, dass der Körper beispielsweise bei Krafttraining anders reagiert, wenn er dieses unter solch defizitären Bedingungen durchführen muss.“
Der Organisator des Seminars, Dr. José Areta, Dozent an der Liverpool John Moores University, wird im Zuge seines Vortrags auf die Frage „Wie wirkt sich eine niedrige Energieverfügbarkeit auf die Trainingskapazität und die Trainingsanpassung bei Ausdauersportlern aus?“ eingehen. In seinen Studien untersucht er die Effekte der gleichzeitigen niedrigen Energieverfügbarkeit und des aeroben Trainings. Einige seiner früheren Forschungsarbeiten haben gezeigt, dass eine niedrige Energieverfügbarkeit die Muskelproteinsynthese herunterreguliert. Dadurch wird der Bau neuer Proteine sowie die Produktion von Muskelgewebe und Muskelmasse gehemmt. Zudem konzentriert sich die Forschung auf die Wechselwirkung zwischen der Makronährstoffaufnahme und der Anpassung an das Training in Ausdauersportarten. Diese Untersuchungen werden teilweise an Elite- und Profi-Ausdauersportlern durchgeführt.
Dr. Carl Langan-Evans, ebenfalls Wissenschaftler an der Liverpool John Moores University, wird im Online-Seminar auf die „Auswirkung einer niedrigen Energieverfügbarkeit auf psychophysiologische Parameter und die körperliche Leistungsfähigkeit bei Kampfsportlern“ eingehen. In seinen aktuellen Untersuchungen konzentriert er sich speziell auf die Formulierung und Modulation von ergogenen Ernährungshilfen für die sportliche Leistung, d. h. Nahrungsbestandteilen mit (angeblich) leistungsfördernden Eigenschaften. Neben seiner Tätigkeit an der Universität berät Dr. Langan-Evans eine Reihe von professionellen und olympischen Kampfsportlern.
Die Veranstaltung basiert auf einer aktuellen Veröffentlichung im „European Journal of Applied Physiology“ (Impact Faktor 2,580) mit dem Titel „Low energy availability: history, definition and evidence of its endocrine, metabolic and physiological effects in prospective studies in females and males“.
„Anhand des Online-Seminars möchten wir über das Problem des defizitären Zustands aufklären und Trainer_innen, Athlet_innen und Wissenschaftler_innen die Konsequenzen dieses Problems aufzeigen“, erklärt Prof. Köhler die Zielsetzung der Veranstaltung, die über das Videokonferenzsystem „Zoom“ veranstaltet wird. Eine Anmeldung ist derzeit noch unter dem folgenden Link möglich.
Zur Anmeldung für das Online-Seminar „Low Energy Availability: Training Adaptation and Performance“
Zur Homepage der Professur für Bewegung, Ernährung und Gesundheit
Kontakt:
Prof. Dr. Karsten Köhler
Professur für Bewegung, Ernährung und Gesundheit
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München
Telefon: 089 289 24488
E-Mail: karsten.koehler(at)tum.de
Text: Romy Schwaiger
Foto: Professur für Bewegung, Ernährung und Gesundheit