Das hochkarätige Journal Biological Psychatry hat einen Artikel von Fernando Cross-Villasana, Mitarbeiter des Lehrstuhls für Sportpsychologie von Ordinarius Prof. Dr. Jürgen Beckmann, angenommen. In der Juni-Ausgabe wurde der Beitrag mit dem Titel "The Speed of Visual Attention and Motor-Response Decisions in Adult Attention-Deficit/Hyperactivity Disorder" veröffentlicht.
Impact-Faktor 9.472
"Die Publikation in Biological Psychatry ist für unseren Bereich ziemlich außergewöhnlich, weil das Journal nicht unbedingt für psychologische Themen offen ist - sondern eher für den Bereich der Psychatrie", sagt Prof. Beckmann. Mit einem Impact-Faktor von 9.472 zählt Biological Psychatry zu den einflussreichsten Publikationen im Bereich der Psychiatrie und Neurowissenschaft. Thomson Reuters listete das internationale Journal 2013 an Rang 5 von 135 Psychiatrie-Publikationen und an Rang 14 der 251 Titel zum Thema Neurowissenschaften.
Das Paper von Cross-Villasana, Promovend der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften, entstand aus seiner Masterarbeit an der Münchner Ludwigs-Maximilian Universität, betreut von Dr. Thomas Töllner, Dr. Kathrin Finke und Dr. Beate Killian, die das Experiment organisierte.
Elektroenzephalografie mit erwachsenen ADHS-Patient_innen und einer Kontrollgruppe
Cross-Villasana analysierte, ob sich 15 erwachsene Proband_innen mit Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) signifikant von den Teilnehmer_innen einer gleichgroßen Kontrollgruppe unterscheiden. Beide Gruppen wurden mittels Elektroenzephalografie (EEG) untersucht. Dabei werden die elektrischen Aktivitäten des Gehirns durch Spannungsunterschiede an der Oberfläche gemessen.
Verglichen wurden die Zeiten der Geschwindigkeit der visuellen Aufmerksamkeit sowie die Zeit für eine Entscheidungsfindung und einen anschließenden motorischen Prozess. "Bisher gab es keinerlei Studien, die diese drei Prozesse - also visuelle Aspekte, die Entscheidungsfindung und die Motorik - gleichzeitig berücksichtigen. Wir wollten dies gerade vor dem Hintergrund der ADHS-Krankheits-Diagnose tun", erklärt Cross-Villasana.
Neue Möglichkeiten der ADHS-Diagnose
"ADHS wird weltweit immer häufiger diagnostiziert", erläutert Beckmann. Gerade Kinder würden oft "in die ADHS-Ecke geschoben", so der habilitierte Psychologe. "Dabei stellt sich aber die Frage, wie validiert werden kann, ob denn tatsächlich diese Erkrankung vorliegt - oder ob Symptome sich möglicherweise eher im Rahmen des Normalen bewegen." Denn eine biologische Messung für ADHS gebe es bisher nicht, so Cross-Villasana.
Die Ergebnisse des Mexikaners könnten nun neue Wege öffnen. "Wir konnten zeigen, dass zwei verschiedene Prozesse für die verzögerte Reaktionszeit von ADHS-Patienten verantwortlich sind", bilanziert Cross-Villasana. Dadurch könnten bereits eine Reihe von Fehldiagnosen ausgeschlossen werden. In einem nächsten Schritt könnten die Ergebnisse nun durch weitere Studien fundiert und ein standardisiertes Test- und Diagnoseverfahren entwickelt werden.
Eine große Verbreitung in der Wissenschafts-Community ist durch die Publikation in dem hochrangigen Journal auf jeden Fall gegeben.
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Kontakt:
Fernando Cross-Villasana
Lehrstuhl für Sportpsychologie
Uptown München, Campus D
Georg-Brauchle Ring 60/62
80992 München
Telefon: 089/289 24536
E-Mail: Fernando.cross(at)tum.de