Am heutigen Freitag beginnt mit dem Eröffnungsspiel Deutschland gegen Schottland die UEFA Europameisterschaft 2024. Die Heim-EM, bei der unter anderem auch Spiele in München stattfinden, soll ein Sommermärchen 2.0 werden. Gutes Wetter, ausgelassene Stimmung und ein tolles Turnier sind vorprogrammiert. Und der Gewinner lautet Frankreich? Oder England? Vielleicht doch Deutschland?
Wenn es nach dem internationalen Forscherteam um Dr. Gunther Schauberger (TUM, Lehrstuhl für Epidemiologie von Prof. Dr. Stefanie Klug) und weiteren Experten der Universitäten Innsbruck und Luxemburg, der Hochschule Molde sowie der Technischen Universität Dortmund geht, hat Frankreich die besten Chancen auf den EM-Titel. Mittels eines statistischen Modells zur Vorhersage des Favoriten, mit dem seit Jahren relativ verlässliche Prognosen bei internationalen Turnieren gegeben werden, liegt die Equipe Tricolore mit einer knapp 20-prozentigen Wahrscheinlichkeit vorn.
„Das Wort Prognose muss man in diesem Zusammenhang allerdings mit Vorsicht verwenden. Auch wenn Frankreich unser Favorit ist besagt unsere Vorhersage dennoch, dass das Team von Nationaltrainer Didier Deschamps mit mehr als 80-prozentiger Wahrscheinlichkeit nicht Europameister wird“, erläutert Schauberger den Ausblick auf die Endrunde und den möglichen Titelgewinner.
Die Prognose kombiniert dabei mehrere statistische Ansätze und besteht aus vier zentralen Informations- und Datenquellen:
Fähigkeitseinschätzungen auf Basis vorangegangener Spiele aus den letzten acht Jahren
Wettquoten von 27 internationalen Buchmachern
Durchschnittliche Spielerbewertungen auf Vereins- und Verbandsebene
Weitere Team- und Länderkovariate, wie Teamstruktur und Marktwert
Das Modell, das auf den Ergebnissen der Europameisterschaften von 2004 bis 2020 trainiert wurde, schätzt die Torwahrscheinlichkeiten für alle möglichen Begegnungen der 24 teilnehmenden Teams ein. Aus diesen Schätzungen werden die Wahrscheinlichkeiten für Sieg, Unentschieden oder Niederlage berechnet. Durch 100.000 Simulationen, die Spiel für Spiel unter Berücksichtigung des Turnierbaums und aller UEFA-Regeln durchgeführt wurden, werden schließlich die Gewinnwahrscheinlichkeiten für jedes Team ermittelt. Laut den Ergebnissen der Prognose ist Frankreich mit 19,2 % der Top-Favorit auf den EM-Titel, gefolgt von England mit 16,7 % und Gastgeber Deutschland mit 13,7 %.
Auf jeden Fall sind die Aussichten für das Team, um Bundestrainer Julian Nagelsmann, in die K.O.-Runde einzuziehen exzellent. Bei der Simulation der Wahrscheinlichkeit des Weiterkommens übersteht die deutsche Mannschaft mit 95,2 % die Gruppenphase. Keine Selbstverständlichkeit mehr in Anbetracht der letzten Turniere. Der Einzug ins Viertelfinale weist außerdem noch einen hohen Wert von 65,7 % auf. Beim Halbfinale sieht es da schon etwas knapper aus: hier prognostiziert das Modell 40,8 %, für den Finaleinzug immerhin noch 24,6 % – keine schlechten Perspektiven also für ein erfolgreiches Heimturnier.
„Die Ergebnisse stimmen mich zuversichtlich, dass wir eine erfolgreiche deutsche Mannschaft sehen werden, die mit ihren Spielen Deutschland ins Fußballfieber versetzen kann“, erläutert die Ordinaria des Lehrstuhls für Epidemiologie, Prof. Dr. Stefanie Klug, abschließend.
Neben Dr. Schauberger arbeiteten zudem Florian Felice, Christophe Ley (beide Universität Luxemburg), Andreas Groll (TU Dortmund), Lars Magnus Hvattum (Hochschule Molde), Achim Zeileis (Universität Innsbruck). Mit dem entwickelten Modell erstellt der Forscherverbund auf Grundlage eines verfeinerten maschinellen Lernansatzes probabilistische Prognosen für die EM-Begegnungen.
Zur Homepage des Lehrstuhls für Epidemiologie
Zur Pressetext des Forscherverbunds
Zur gesamten Prognose mit interaktiven Grafiken
Kontakt:
Prof. Dr. Stefanie Klug
Lehrstuhl für Epidemiologie
Georg-Brauchle-Ring 56
80992 München
Tel.: 089 289 24950
E-Mail: sekretariat.klug.epidemiologie(at)mh.tum.de
Dr. Gunther Schauberger
Lehrstuhl für Epidemiologie
Georg-Brauchle-Ring 56
80992 München
Tel.: 089 289 24955
E-Mail: gunther.schauberger(at)tum.de
Text: Bastian Daneyko
Fotos/Grafiken: Achim Zeileis