Dr. Katharina Crepaz ist mit dem Friedwart Bruckhaus-Förderpreis ausgezeichnet worden. Prämiert wurde ein Beitrag der Mitarbeiterin des Lehrstuhls Diversitätssoziologie von Ordinaria Prof. Dr. Elisabeth Wacker zu Minderheiten in der EU. "Der Friedwart Bruckhaus-Preis ist ein hochrangiger Preis, der von der renommierten Hanns Martin Schleyer Stiftung vergeben wird. Ich freue mich für meine Mitarbeiterin, dass sie diese Auszeichnung erhalten konnte", sagt Prof. Wacker. Die Übergabe des mit 5.000 Euro dotierten Preises erfolgte am 2. Dezember im Rahmen der Veranstaltung "Forum Berlin" in der Hauptstadt. Die Laudatio für Dr. Crepaz hielt der ehemalige Verteidigungsminister Prof. Dr. Rupert Scholz.
Promotion zu Minderheiten in der EU
Im Rahmen ihrer Promotion an der Leopold Franzens Universität in Innsbruck forschte die Südtirolerin zur Auswirkung der Europäisierung auf Minderheiten. "Die Europäische Union umfasst eine Vielfalt unterschiedlicher Kulturen und auch politischer Systeme. Wichtig ist innerhalb eines solchen Verbundes, dass auch Einzelne weiterhin handlungsfähig bleiben, dass Handlungsoptionen bestehen und wahrgenommen werden können. Das ist eines der Kernthemen der Diversität", erklärt Wacker.
Crepaz untersuchte deutschsprachige Personen in Südtirol und Schlesien, die Bretonen in Frankreich sowie die italienische Minderheit in Istrien (Kroatien). "Normalerweise erfolgt in der EU eher ein ,Top-Down'-Ansatz, das heißt, dass Regelungen von der Europäischen Union Auswirkungen an der Basis haben. Ich wollte herausfinden, inwiefern der andere Weg, ein ,Bottom-Up', verfolgt wird - also ob auch Minderheiten durch ihr Engagement Veränderungen erwirken können", so Crepaz.
Minderheiten füllen Möglichkeiten sehr unterschiedlich aus
Zur Beantwortung der Forschungsfragen führte sie insgesamt 25 Leitfadeninterviews. Je fünf mit Vertreter_innen der vier Minderheiten sowie fünf mit Mitarbeiter_innen der EU-Kommission. Zusätzlich wurde eine Dokumentenanalyse erstellt.
Das Ergebnis: "Es gibt sehr große Unterschiede, wie die einzelnen Minderheiten ihre Möglichkeiten ausfüllen. Die Bretonen haben beispielsweise kaum Möglichkeiten, weil Frankreich keine Minderheiten anerkennt. Daher betreiben sie bei der EU zunächst ein Lobbying für eine solche Anerkennung", erklärt Crepaz. Doch dafür sei die EU gar nicht zuständig, so die Südtirolerin weiter.
"Die anderen Gruppen, die offiziell anerkannt sind, adressieren dagegen gezielt verschiedene Themen im Bereich der EU-Kompetenzen. Beispielsweise ,Anti-Diskriminierung' oder die ,grenzüberschreitende Nutzung von Fernseh- und Internetinhalten'", bilanziert Crepaz. Diese Gruppen haben dementsprechend größere Erfolgschancen.
Preis für Aufsatz in Sammelband
Prämiert wurde nun Crepaz Aufsatz mit dem Titel "Unabhängigkeitsbewegungen in der EU: Differenzierte Integration und ,Europa der Regionen' als Gegenmodell?" Der Text wurde 2015 in dem Sammelband "Der Anfang vom Ende? Formen differenzierter Integration und ihre Konsequenzen" publiziert, der vom Arbeitskreis Europäische Integration herausgegeben wird.
Die Hanns Martin Schleyer Stiftung engagiert sich für die Festigung und Fortentwicklung des freiheitlichen Gemeinwesens in Deutschland sowie der Sozialen Marktwirtschaft. Benannt ist die Stiftung nach dem ehemaligen Präsidenten der Deutschen Arbeitgeberverbände sowie des Bundesverbandes der Deutschen Industrie Dr. Hanns Martin Schleyer. Dr. Schleyer wurde im Oktober 1977 durch Terroristen der RAF ermordet.
Der Friedwart Bruckhaus-Förderpreis knüpft an die Ziele der Schleyer-Stiftung an, Erkenntnisse der Wissenschaft sowie Erfahrungen der Praxis miteinander zu verbinden und in ihrer Bedeutung für ein freiheitliches Gemeinwesen sichtbar zu machen. Prämiert werden Wissenschaftler_innen, die bemerkenswerte Forschungen geleistet haben, sowie Journalist_innen.
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Informationen über die Hans Martin Schleyer Stiftung
Kontakt:
Dr. Katharina Crepaz
Lehrstuhl Diversitätssoziologie
Uptown München, Campus D
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München
Telefon: 089 289 24667
E-Mail: Katharina.Crepaz(at)tum.de
Text: Fabian Kautz
Fotos: Axel Joerss