Prof. Dr. David Franklin ist seit Februar an der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften Professor für Neuromuskuläre Diagnostik. Der 44-Jährige Kanadier studierte an der Simon Fraser University in seiner Heimatstadt Vancouver "Human Physiology".
Nach seinem Master of Science-Abschluss folgte von 1999 bis 2006 ein siebenjähriger Auslandsaufenthalt im japanischen Kyoto. Dort arbeitete Prof. Franklin in einer Neuro-Wissenschaftsgruppe. 2002 erhielt er den Forschungspreis der Japanese Neural Network Society, 2005 die Goldmedaille des Generalgouverneurs. Während seines Japan-Aufenthaltes stellte er zudem seine in Kanada aufgenommene Promotion zum Themenfeld "Computergestützte Grundlagen der neuromuskulären Bewegungskontrolle" fertig.
Nach der Promotion wechselte Franklin an die englische Cambridge University, wo er an der Fakultät für Ingenieurwissenschaften zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter und ab 2010 als Research Career Development (RCD) Welcome Trust Fellow tätig war.
Herr Prof. Franklin, seit einem Monat sind Sie Professor an der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften der TU München. Wie sind Ihre ersten Eindrücke, sowohl von der Fakultät als auch der Universität?
Sehr positiv. Für mich ist es eine tolle Gelegenheit, hier zu sein - auch in einer so schönen Stadt wie München. Bisher habe ich aber erst Teile der Fakultät gesehen. Es wird sicherlich noch eine Zeit dauern, um wirklich zu wissen, woran wer arbeitet.
Was war für Sie ausschlaggebend, dem Ruf der TU München zu folgen?
Einer der Hauptgründe war für mich die Tatsache, dass ich glaube, hier die besten Möglichkeiten zu haben, die Art von Forschung zu betreiben, die mir am meisten bedeutet. Außerdem wollte ich sehr gern wieder an einer Fakultät arbeiten, die in der Forschung den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Eine Sportfakultät wie die unsere war ursprünglich auch der Startpunkt meiner wissenschaftlichen Laufbahn.
In den vergangenen neun Jahren war das anders. In Cambridge haben Sie an der Fakultät für Ingenieurswissenschaften gearbeitet.
Ganz genau. In Cambridge lag der Schwerpunkt auf der Informationstechnik; also der Entwicklung und Untersuchung von Theorien der Weitergabe von Informationen in technischen und biologischen Systemen. Unsere Gruppe - im Speziellen - nannte sich "computational and biological learning laboratory". Diese Forschergruppe hat auf der Grundlage von technischen Ansätzen versucht, das menschliche Gehirn besser zu verstehen und Systeme dafür zu entwickeln.
Aber während wir in unserer Forschung auch untersucht haben, wie Menschen Dinge lernen und sich an ihre Umwelt anpassen, war der Großteil der Forschungseinrichtung eher auf maschinelles Lernen ausgerichtet. Es gab leider kaum Transfers der Ergebnisse der biologischen Forschung auf jene der Informatik. Denn die war sehr stark auf die Theorie des maschinellen Lernens fokussiert.
Werden Sie nun an der TU München Ihre Forschungsthemen etwas verändern?
Mein Hauptinteresse gilt weiterhin der Grundlagenforschung des neuromuskulären Systems. Ich möchte versuchen, computergestützte Algorithmen zu finden, mit denen die Art und Weise, wie das Gehirn den Körper steuert, erklärbar wird. Im Besonderen interessiert mich dabei sehr stark die Verknüpfung zwischen Bewegungen des Körpers und der zugehörigen neuronalen Struktur.
Zu meinen Hauptinteressen zählt beispielsweise die Frage, wie das Gehirn Vorhersagen über unsere Umwelt und Objekte, mit denen wir interagieren, entwickelt. Langfristig würde ich gern damit beginnen, die neuronalen Netze zu erforschen, die dem zu Grunde liegen.
Damit passt Ihre Forschungs-Agenda insgesamt vermutlich sehr gut zu jener verschiedener anderer TUM-Professor_innen oder?
Ja, ich denke schon. Und das war auch einer der Gründe, die für mich ausschlaggebend waren, an die TU München zu wechseln. Hier arbeiten verschiedene Forscher, beispielsweise im Bereich der Robotik, die an Themen forschen, die mich auch sehr interessieren - und von denen ich bereits eine ganze Reihe persönlich kenne. Ich bin sehr sicher, dass wir in Forschungsprojekten kooperieren können.
Gibt es auch an der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften Professor_innen für interessante Projekte?
Auf jeden Fall. Ich sehe beispielsweise eine Reihe von Gemeinsamkeiten mit Prof. Hermsdörfer. Wir interessieren uns beide für ähnliche Fragestellungen des menschlichen Lernens, nutzen aber unterschiedliche Ansätze, um dies zu erforschen. Und ich denke auch, dass ich mit Prof. Schwirtz, bezogen auf die mechanischen Eigenschaften von Muskeln, Überschneidungen haben werde. Ich denke, durch unsere gemeinsamen Interessen wird es sicherlich gute Möglichkeiten für Kooperationen mit beiden geben.
Das klingt jedenfalls nach einer ganzen Reihe anspruchsvoller Forschungsziele. Neben diesen, was sind Ihre Hauptinteressen in der Lehre?
Ich hoffe, dass ich eine andere Perspektive vermitteln kann über die Art und Weise, wie Dinge erforscht werden. Nämlich Dinge computergestützter zu betrachten. Ich denke, das ist sehr wichtig, wenn Hochleistungen untersucht werden - sowohl im Sport als auch dem Bereich der Gesundheit.
Stichwort Sport: Haben Sie eigentlich eine Lieblingssportart?
Bezogen auf die Forschung: Nein. Aber persönlich spiele ich sehr gerne Basketball und schaue Eishockey im Fernsehen oder der Halle. Als Kanadier liebe ich natürlich das ,Hockey' - wie wir es nennen. Leider ist es schon ziemlich lange her, dass ein kanadisches Team den Stanley Cup gewonnen hat [1993, Anm. Fabian Kautz]. Aber mal sehen, vielleicht klappt´s ja in diesem Jahr.
Prof. Franklin, eine letzte Frage: Alpen oder Highlands?
[Lacht] Ich liebe die Alpen, und es ist großartig, wieder zurück an einem Ort mit Bergen zu sein. Da Cambridge ja im flachen Teil Englands liegt, habe ich das doch ziemlich vermisst.
Kontakt
Prof. David Franklin
Professur für Neuromuskuläre Diagnostik
Uptown München, Campus D
Georg-Brauchle Ring 60/62
80992 München
E-Mail: David.Franklin(at)tum.de
Interview und Übersetzung aus dem Englischen: Fabian Kautz
Foto: TUM/A. Eckert