Auf der Klausurtagung des Fakultätsrats der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften am Eibsee wurde Prof. Dr. Matthias Richter, Inhaber des Lehrstuhls für Social Determinants of Health, am 11. Oktober einstimmig zum neuen Prodekan gewählt. Im Interview spricht er über seine ersten Monate an der Fakultät, seine strategischen Ziele als Prodekan sowie Chancen und Herausforderungen im Rahmen der Fusionierung mit der Fakultät für Medizin zur neuen TUM School of Medicine and Health.
Herr Prof. Richter, Sie sind seit März 2022 Professor für soziale Determinanten der Gesundheit an der Fakultät – wie waren Ihre ersten Monate an der TUM?
„Die ersten Monate waren fantastisch! Ich bin sehr herzlich aufgenommen worden. Man hat sofort gemerkt, dass man Teil eines großen, schlagkräftigen Teams ist und sich viele Verknüpfungsmöglichkeiten mit den Kolleg_innen bieten, von denen wir einige auch schon realisiert haben. Es war also ein sehr angenehmer Start an der Fakultät. Mir haben insbesondere die Stimmung und der Tatendrang imponiert, das kannte ich in der Ausprägung nicht. Es ist schön, zu sehen, dass hier ein großer Wille vorhanden ist, gemeinsam etwas zu bewegen und voranzubringen. Dazu gehört natürlich auch der neue und sehr schöne TUM Campus im Olympiapark.“
Sie wurden nun zum neuen Prodekan der Fakultät gewählt – was bedeutet Ihnen das?
„Die Fakultätsleitung ist an mich herangetreten und hat mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, die Aufgabe des Prodekans in der Übergangs- und Gründungsphase der neuen ‚TUM School for Medicine and Health‘ für ein Jahr zu übernehmen. Das habe ich natürlich sehr gerne getan. Ich bin sehr gespannt auf die konstruktiven Gespräche mit den Kolleg_innen der Medizin. Ich sehe mich genau dort in meiner Rolle als jemand, der die Geschicke der Fakultät aufgreifen und die Stimmen der Fakultät SG zielführend einbringen kann. Ich möchte etwas bewegen – insbesondere natürlich auch und gerade für unsere Fakultät.“
Welche Chancen, aber möglicherweise auch Herausforderungen, gibt es aus Ihrer Sicht hinsichtlich der Fusionierung mit der Fakultät für Medizin?
„Ich gehe davon aus, dass beide Fakultäten die Fusionierung als Chance sehen. Es geht darum, dass jetzt gemeinsam mit der Fakultät für Medizin die großen Potentiale identifiziert und die Verknüpfungspunkte aufzeigt werden. Als Beispiel nenne ich die Felder ‚Gesundheit und Gesellschaft‘ und ‘Präventions- und Versorgungsforschung‘. Es ist sehr bereichernd, wenn medizinische Kolleg_innen ihre Expertise einbringen. Das hat hier und da in Einzelprojekten schon erfolgreich funktioniert. Aber das Ziel ist es, dies auf größerer Ebene gemeinsam umzusetzen. Gerade im ‚Center for Health and Medicine in Society‘, in welchem unsere Fakultät mit dem Schwerpunkt Gesundheitswissenschaften mit den Kolleg_innen der medizinischen Fakultät zusammenkommt, wollen wir gemeinsam forschen und Projekte bearbeiten. Das sehe ich als eine große Chance, die man mit Leben füllen muss. Genau das wird die Aufgabe für das Übergangsjahr sein, den anderen von der eigenen Expertise und dem eigenen Standing zu überzeugen und gemeinsam Forschungsziele zu entwickeln.“
Im neuen Namen „TUM School of Medicine and Health“ wird der Begriff Sportwissenschaft nicht mehr enthalten sein. Wird Sport in Zukunft überhaupt noch eine Rolle spielen?
„Die Sportwissenschaft wird auf jeden Fall auch weiterhin eine zentrale Rolle spielen. Meine Aufgabe als Prodekan ist es, die Stimme der Sportwissenschafter_innen zu hören und in die Verhandlung mit der Medizin mitzunehmen. Das muss man im Sinne des Minderheiten-Schutzes sicherlich berücksichtigen und diese Minderheit nicht nur schützen, sondern auch besonders unterstützen. Denn ohne Sport wird und soll es auf diesem großartigen TUM Campus im Olympiapark nicht gehen.“
Was sind Ihre strategischen Ziele als Prodekan der Fakultät?
„Man kann und muss natürlich jetzt schon zusammen mit der Dekanin und den Studiendekanen längerfristige strategische Ziele entwickeln. Mein Amt als Prodekan läuft allerdings jetzt erst einmal ein Jahr bis zur Fusionierung mit der Medizin. Was danach passiert, ist im Moment noch relativ offen. Im Bereich der Forschung ist sicherlich ein wesentliches Ziel, dass wir an der Fakultät Verbundforschung stärken wollen. Wir leisten alle exzellente Arbeit an den einzelnen Professuren und Lehrstühlen und hier gibt es innovative Verbundinitiativen, die man weiter unterstützen muss. Als Beispiel nenne ich das Living Lab, in dem sich viele Kolleg_innen zusammengetan haben, die eher naturwissenschaftlich forschen. Wir müssen verschiedene solcher Inhalte und Zentren gemeinsam entwickeln, um dann DFG- und ERC-Grants einzuwerben. Wir müssen dementsprechend noch mehr zusammenwachsen und lernen, gemeinsam zu forschen. Ich werde versuchen, das so gut wie möglich zu unterstützen.“
Trägt das erst vergangene Woche im Rahmen des „Future of Health“-Summits neu gegründete „Center for Health Promotion and Prevention in Childhood and Adolescence“ (CHAMPION) genau zu diesem Vorhaben bei?
„Es braucht genau solche Plattformen wie das Living Lab oder das CHAMPION. Die Leute müssen zusammenkommen und miteinander reden. Wir haben an der Fakultät relativ viele neue Kolleg_innen, weshalb es vielleicht auch etwas Zeit braucht, bis sich diese kennengelernt und miteinander vernetzt haben. Dann kann man auch feststellen, bei welchen Forschungs-Förderinstrumenten man sich zusammentun kann, um einen gemeinsamen Weg zu gehen. Es ist sehr wichtig, dass man neben der Profilierung am eigenen Lehrstuhl, die natürlich gerade auch für jüngere Kolleg_innen sehr wichtig ist, zunehmend auch wahrnimmt, dass man gemeinsam stärker ist. Das zu fördern, ist ein zentrales und wesentliches strategisches Ziel auch meiner Arbeit als Prodekan.“
Vielen Dank für das Gespräch!
Kontakt:
Prof. Dr. Matthias Richter
Lehrstuhl für Social Determinants of Health
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München
Tel.: 089 289 24190
E-Mail: richter.matthias(at)tum.de
Text/Interview: Romy Schwaiger
Foto: privat