Der Bewegungsgipfel der Bundesregierung, in Zusammenarbeit mit dem DOSB, soll einen Impuls geben, um den Sport in Deutschland aktiv zu fördern und nachhaltig zu gestalten. Insbesondere in der Corona-Pandemie hat Bewegung bei vielen Deutschen und vor allem bei Kindern enorm gelitten. Im nächsten Jahr soll die Detailarbeit beginnen, um dieses massive gesellschaftliche Problem zu reduzieren. In einem Beitrag der Radiosendung „Sport am Sonntag“ im Deutschlandfunk, moderiert von Maximilian Rieger, die am 11. Dezember 2022 ausgestrahlt wurde, äußerte sich Prof. Dr. Ansgar Schwirtz, Leiter der Professur für Biomechanik im Sport und Präsident der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs), im Vorhinein zu möglichen politischen Maßnahmen, Problemfeldern und warum die Erfahrungswerte aus der Corona-Pandemie dem Sport helfen können.
Bundesinnenministerin Nancy Faser, Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach und Bundesarbeitsminister Hubertus Heil sind nur drei der vielen prominenten Vertreter_innen die am Dienstag, den 13. Dezember 2022 am 90-minütigen Bewegungsgipfel in Berlin teilnahmen. Laut Prof. Schwirtz reiche die relativ kurze Dauer des Gipfels zwar nicht aus, um Probleme zu beheben, aber um diese anzustoßen: „Wir erhoffen uns aus Sicht der Sportwissenschaft, dass alle Ministerien nun an einem Strang ziehen und hieraus ein Entwicklungsplan Sport in Zusammenarbeit mit dem DOSB entsteht“, erklärte der dvs-Präsident im Radio-Interview.
Hierin erkennt Prof. Schwirtz einen der größten Kritikpunkte. Durch die Ausdifferenzierung in die verschiedenen Ministerien – der Bund kümmert sich um den Spitzensport, die Länder um den Breitensport – gehe viel Kraft für den Sport verloren. Schwirtz hoffe durch die Bündelung der Ministerien und Einbezug der Sportwissenschaften auf einen „großen Wurf“. Denn der Sport habe viele Probleme, sei es veraltete Sportanlagen, das Klima oder die Sichtbarkeit des Breiten- und Gesundheitssports. „Diese Probleme müssen angefasst werden, und zwar gemeinsam“, so Schwirtz.
Speziell nannte er die Sportstätten, die so ausgebaut werden oder erhalten bleiben müssten, dass sie für den Sport nutzbar sind – neben dem Leistungssport auch für den Breiten- und Freizeitsport. „In der Flüchtlingskrise sind beispielsweise Sporthallen geschlossen und als Unterkünfte genutzt worden. Was für die aktuelle Situation natürlich richtig ist, gefährdet aber langfristig den Sport. Als aktuelles Beispiel sei die Klimakrise zu nennen. Die Schwimmbäder sind zum Teil geschlossen, was zu Lasten des Schwimmsports geht. „Wenn wir gemeinsam daran arbeiten mit allen Komponenten der Sportwissenschaft, des DOSB und der verschiedenen Ministerien, dann sollte das gelingen, dass man gemeinsam das Problem anpackt und nicht immer den schwarzen Peter weiterschiebt“, hofft der Professor für Biomechanik.
Neben den infrastrukturellen Problemen sieht Schwirtz auch eine zu große Reduktion auf den Leistungssport und die Unterrepräsentanz des Gesundheits- und Breitensports. Hier sollte die politische Kraft der Gesellschaft genutzt werden um den Sport zu stärken, was gleichwohl einer der Grundzüge des Entwicklungsplanes des Bundes und DOSB sei – ganz im Sinne von Inklusion und Partizipation.
In dem Interview formulierte der dvs-Präsident die Hoffnung, dass der Bewegungsgipfel als „Auftrag angenommen“ werde und verwies dabei auch auf die Versäumnisse während der Corona-Pandemie: „Dort haben wir Fehler gemacht. Wir haben recht schnell den Sport gestrichen und hinterher gemerkt, dass unseren Kindern die Bewegung fehlt. Das müssen wir aktuell alles aufholen. Wir haben die gesellschaftliche Verantwortung zu sagen: Sport ist etwas Wichtiges. Wir müssen versuchen, die Leute in die Vereine zu bekommen, Bewegung zu fördern und durch ehrenamtliche wie auch professionelle Tätigkeiten viele Menschen für den Sport zu begeistern.“
Als Präsident der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft nahm Prof. Schwirtz ebenfalls an dem Bewegungsgipfel teil und äußerte sich im Nachgang positiv über die Impulsveranstaltung: „Der erste politisch wichtige Schritt mit allen Ministerien zu einem Entwicklungsplan Sport für Deutschland zu kommen, ist getan, nun müssen in der direkten Folge auch Konsequenzen folgen!“ Hierzu hat er die Ergebnisse der Gipfelerklärung eingeordnet.
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Kontakt:
Prof. Dr. Ansgar Schwirtz
Professur für Biomechanik im Sport
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München
Tel.: 089 289 24580
E-Mail: ansgar.schwirtz(at)tum.de
Text: Bastian Daneyko
Fotos: Privat/Deutschlandfunk