Der durchschnittliche Zuckergehalt von Softdrinks in Deutschland ist in den Jahren 2015 bis 2021 lediglich um etwa zwei Prozent gesunken. Das zeigt eine Studie der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) in Zusammenarbeit mit Forschenden der Technischen Universität München (TUM) und der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU).
Die Ergebnisse wurden nun unter dem Titel „Interim Evaluation of Germany’s Sugar Reduction Strategy for Soft Drinks: Commitments versus Actual Trends in Sugar Content and Sugar Sales from Soft Drinks“ im Journal „Annals of Nutrition and Metabolism“ veröffentlicht.
2018 hatte die damalige Bundesernährungsministerin Julia Klöckner die „Nationale Reduktionsstrategie“ für Fertiglebensmittel ins Leben gerufen. In diesem Rahmen hat sich die Getränkeindustrie freiwillig dazu verpflichtet, den absatzgewichteten Zuckergehalt ihrer Produkte im Zeitraum 2015 bis 2025 um 15 Prozent zu reduzieren. Die aktuelle Studie, an der die Professur für Public Health und Prävention von Prof. Dr. Michael Laxy beteiligt war, zeigt, dass die Industrie bislang weit hinter diesem Ziel zurückbleibt. Rechnerisch hätte von 2015 bis 2021 eine Reduktion um neun Prozent erfolgen müssen, um auf Kurs zu sein.
„Durch die Studie wird deutlich, dass die aktuelle Strategie, die auf eine freiwillige Selbstverpflichtung der Industrie setzt, nicht ausreicht, um eine nennenswerte Reduktion des Zuckergehalts zu erreichen“, sagt Prof. Laxy, der gemeinsam mit Prof. Dr. Eva Rehfuess (LMU) Letztautor der nun erschienenen Publikation ist. „Bei dem jetzigen Tempo würde es Jahrzehnte dauern, bis die gesetzten Ziele erreicht sind.“
Für die Analyse haben die Autor_innen Daten des Marktforschungsinstituts Euromonitor International ausgewertet, das als führend in der Marktforschung für Verbrauchermärkte gilt. In die Daten von Euromonitor fließen Unternehmensberichte, offizielle Statistiken, Markterhebungen und Schätzungen von Branchenexpert_innen ein.
Den Daten zufolge lag der durchschnittliche absatzgewichtete Zuckergehalt von Softdrinks in Deutschland im Jahr 2015 bei 5,3 Gramm je 100 Milliliter und 2021 bei 5,2 Gramm je 100 Milliliter. Zum Vergleich: In Großbritannien ist der Zuckergehalt im gleichen Zeitraum von ebenfalls 5,3 Gramm je 100 Milliliter auf 3,8 Gramm je 100 Milliliter gesunken. Das entspricht einer Reduzierung um etwa 30 Prozent.
„Unsere Daten zeigen nicht nur ein langsames Reduktionstempo in Deutschland – sie zeigen auch, wie es anders geht“, erklärt Dr. Peter von Philipsborn, Hauptautor der Studie und Wissenschaftler am Lehrstuhl für Public Health und Versorgungsforschung der LMU.
Die britische Regierung hatte 2018 eine Hersteller-Abgabe auf stark gezuckerte Getränke eingeführt, um den Zuckergehalt in Softdrinks zu senken. Weltweit haben mittlerweile mehr als 50 Regierungen eine Abgabe oder Steuer für Zuckergetränke eingeführt. Medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaften, die Weltgesundheitsorganisation (WHO), Verbraucherschützer_innen und auch Krankenkassen empfehlen seit Jahren die Einführung einer entsprechenden Regelung auch in Deutschland.
Die Studie wurde finanziert aus Mitteln des Berufsverbands der Kinder und Jugendärzte (BVKJ), der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM), der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), der Deutschen Herzstiftung, der LMU und des Verbands der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD).
Zur Publikation „Interim Evaluation of Germany’s Sugar Reduction Strategy for Soft Drinks: Commitments versus Actual Trends in Sugar Content and Sugar Sales from Soft Drinks“ im Journal "Annals of Nutrition and Metabolism“
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Kontakt:
Prof. Dr. Michael Laxy
Professur für Public Health und Prävention
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München
Tel: 089 289 24977
E-Mail: michael.laxy(at)tum.de
Text: Paul Hellmich/Romy Schwaiger
Fotos: „Annals of Nutrition and Metabolism“/privat