Die Chancen auf ein gesundes Aufwachsen sind für Kinder in Deutschland ungleich verteilt und hängen stark von der sozialen Lage ab. Kitas bilden als erste Stufe des Bildungssystems einen idealen Ort für eine altersgerechte Gesundheitsförderung. Das Projekt PAKTan der Professur für Sport- und Gesundheitsdidaktik, das in Zusammenarbeit mit der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Oberbayern initiiert wurde, widmet sich dieser Problematik und nimmt die Entwicklungsförderung sowie die Verbesserung der physischen Aktivität der Kinder in den Blick. Das Projekt wurde mit einer Summe von rund 200.000 Euro gefördert.
Philipp Hartmannsgruber, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Sport- und Gesundheitsdidaktik, präsentierte am 30. März die Ergebnisse des dreijährigen Projektes auf dem Fachforum Oberbayern, bei der Klaus Holetschek, Bayerischer Staatsminister für Gesundheit und Pflege, sowie Dr. Konrad Schober, Regierungspräsident von Oberbayern, die Grußworte sprachen. „Mit unserem Projekt wollen wir die Chancengleichheit im Gesundheitsverhalten bei Kindern zwischen drei und sechs Jahren verstärken. Dafür haben wir einen ganzheitlichen Ansatz gewählt, der nicht nur die Kitas fokussiert, sondern auch das Umfeld der Kinder und die Eltern mit einbezieht“, erklärt Hartmannsgruber.
Das Projekt wurde in Kooperation mit zwei Kitas und einem Hort aus München – der im Laufe des Projektes aus Kapazitätsgründen wegbrach – durchgeführt. „Das Besondere an PAKTan ist, dass wir unsere didaktische Expertise einbringen und eine gesundheitsfördernde Intervention mit Partizipation der Fachkräfte sowie der Kinder entwickeln und in deren Lebenswelt umsetzen konnten“, erläutert Prof. Dr. Filip Mess, Leiter der Professur für Sport- und Gesundheitsdidaktik.
Zunächst wurde eine Bedarfs- und Situationsanalyse durchgeführt. Die Kinder trugen unter anderem Bewegungsgürtel zur Feststellung der Bewegungsintensität und bekamen kleinere freiwillige Aufgaben, die sie mit den Eltern zusammen durchführten, wie beispielsweise ein Spielplatzbesuch oder eine Entdeckungstour im Garten. Insbesondere bei der Schnellkraft, die spielerisch durch Weitsprung ermittelt werden kann, zeigten sich besorgniserregende Tendenzen: „Wir haben in der Erhebung feststellen müssen, dass 80 Prozent der Kinder nach der Corona-Pandemie weit unterdurchschnittliche Ergebnisse zeigten, gegenüber Vergleichsgruppen der Kinder von vor zehn Jahren“, erläutert der wissenschaftliche Mitarbeiter Hartmannsgruber.
Nach der Analysephase wurden Interventionen und Anpassungen durchgeführt, Schulungen der Fachkräfte vorgenommen sowie eine Befragung der Eltern zum Bewegungsverhalten ihrer Kinder vorgenommen. Der Fokus der Interventionen lag vor allem auf spielerischen Bewegungsangeboten in der Natur, wie klassisches Fangenspielen, und neuen Bewegungsformen, die alle motorischen Bereiche wie Koordination, Kraft, Beweglichkeit und Ausdauer ansprachen.
Es zeigten sich spannende Ergebnisse, wie etwa, dass Eltern ihre Kinder unterschätzen: „Die Eltern dachten, ihre Kinder bewegen sich viel weniger, was aber oft nicht gestimmt hat – die Kinder haben einen hohen Bewegungsdrang. Auch in der motorischen Entwicklung haben wir nach den Interventionen einen großen Fortschritt gesehen. Im kritischen Bereich der Schnellkraft sind die Kinder nun auf einem durch- bis überdurchschnittlichem Niveau, was ein tolles Ergebnis darstellt“, konstatiert Hartmannsgruber.
Das Projekt PAKTan veranschaulicht, wie mit Interventionsprogrammen bei drei- bis sechsjährigen Kindern spielerisch eine Förderung der körperlichen Aktivität sowie der motorischen Leistungsfähigkeit gelingen kann. Durch die gewonnenen Ergebnisse lassen sich wichtige Anknüpfungspunkte für zukünftige Projekte sowie Studien aufzeigen. Die frühkindliche, gesundheitsgerechte Verhaltensanpassung sorgt für Tracking-Effekte, die die Kinder internalisieren und für die spätere Lebenszeit mitnehmen.
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Kontakt:
Prof. Dr. Filip Mess
Professur für Sport- und Gesundheitsdidaktik
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München
Tel.: 089 289 24520
E-Mail: filip.mess(at)tum.de
Philipp Hartmannsgruber
Professur für Sport- und Gesundheitsdidaktik
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München
E-Mail: philipp.hartmannsgruber(at)tum.de
Text: Bastian Daneyko
Fotos: LZG Bayern/Jana Helloits/privat