Die Professur für Sport- und Gesundheitsdidaktik untersucht im Rahmen eines Drittmittelprojekts das Aktivitätsverhalten von Grundschulkindern. "Es geht um die Frage, ob und falls ja welche Einflüsse die Ganztagsschule auf das Aktivitätsverhalten von Grundschulkindern hat", erklärt Prof. Dr. Filip Mess, Professor für Sport- und Gesundheitsdidaktik an der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften der TU München. Das Projekt wird in den Jahren 2016 und 2017 durch das Kultusministerium Baden-Württemberg mit insgesamt 54.000 Euro gefördert.
Prof. Mess: "Ganztagesschule ist Chance und Risiko"
Deutschlandweit werden Ganztagesschulen immer beliebter. Dieser Trend gilt bereits für die Grundschulen. Bis 2023 sollen 70 Prozent der Grundschulen in Baden-Württemberg umgestellt werden. Doch welche Auswirkungen hat dies auf das Bewegungsverhalten von Kindern? Bewegen diese sich mehr oder weniger? "Der Ausbau der Ganztagesschulen ist zunächst mal Chance und Risiko zugleich. Chance, weil für die Kinder mehr Sport- und Bewegungsangebote geschaffen werden können und diese dann auch die ganze Klasse erreichen. Also auch sozial Benachteiligte, die sich in der Regel weniger bewegen", erklärt Prof. Mess. Das Risiko sei allerdings, dass keine weiteren Angebote geschaffen würden und stattdessen die Zeit der sitzenden Tätigkeit verlängert werde und gleichzeitig der Vereinssport weniger wahrgenommen wird, da die Kinder erst später nach Hause kämen, so Mess weiter.
Studie mit Bewegungstagebuch, Aktivitätsfragebogen und Akzelerometer
Um die Fragen zu beantworten, wurde die Studie mit dem Land Baden-Württemberg konzipiert. Bisher gibt es deutschlandweit viele theoretische, aber kaum empirische Erkenntnisse zum Themenfeld. Im Rahmen des Projekts werden ab Frühsommer 2016 einwöchige Tests an Grundschulen durchgeführt. Diese Schulen offerieren bisher kein Ganztagesangebot, werden aber zum Schuljahr 2016/17 umgestellt. "Wir werden die Schüler der ersten, zweiten und dritten Klasse untersuchen. Zum einen werden sie gemeinsam mit ihren Eltern ein Bewegungstagebuch und einen Aktivitätsfragebogen ausfüllen, zum anderen wird per Akzelerometer das Maß der tatsächlichen Bewegung erhoben", erläutert Mess. Insgesamt sollen 600 - 800 Schüler_innen untersucht werden.
Als Vergleichsgröße wird im Frühsommer 2017 die Messung wiederholt. Dann mit einer ersten, zweiten, dritten und vierten Klasse. "Durch dieses Studiendesign können wir dann zum einen eine Längsschnitt-Untersuchung durchführen und schauen, inwiefern sich bei identischen Schülern - also jenen die dann eine Klasse höher sind - das Aktivitätsverhalten durch die Ganztagesschule verändert hat. Zum anderen können wir auch klassenweise vergleichen, die ersten Klassen des Jahres 2016 mit jenen des Jahres 2017", so Mess.
Die Ergebnisse der ersten Messung sollen ab Herbst 2016 publiziert werden. Die Vergleichsdaten werden ab Ende 2017 vorliegen und dann gemeinsam mit den Empfehlungen für Ganztagsschulen veröffentlicht. Damit die Kinder auch in der Ganztagesschule nicht nur vom Inhalt des Gelernten "bewegt werden".
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Kontakt:
Prof. Dr. Filip Mess
Professur für Sport- und Gesundheitsdidaktik
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Telefon: 089 289 24521
E-Mail: Filip.Mess(at)tum.de
Text: Fabian Kautz
Foto: TUM