Stefanie Schülein, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Lehrstuhls für Epidemiologie von Ordinaria Prof. Dr. Stefanie Klug, hat eine Studie zur Krebsprävention im renommierten Journal BMC Public Health publiziert. Die reviewte Fachzeitschrift hat einen Impact Factor von 2,2. Sämtliche Artikel werden online ohne Zulassungsbeschränkungen veröffentlicht. "Durch die Open Access-Publikation finden die Artikel weltweit eine sehr große Verbreitung und können auch in Ländern mit schlechterem Zugang zu zulassungsbeschränkten Journals gelesen werden", meint Prof. Klug.
Fast 500.000 Deutsche erkrankten nach Angaben des Robert Koch Instituts (RKI) im Jahr 2012 an Krebs. In 4.640 Fällen waren Frauen mit Gebärmutterhalskrebs betroffen, jährlich sterben rund 1.600 Frauen an dieser Krebsart. "Eigentlich müsste heute in Deutschland keine Frau mehr an Gebärmutterhalskrebs sterben", erklärt Schülein. "Zum einen, weil wir eigentlich eine sehr gute Früherkennung haben. Jede Frau ab 20 Jahren kann dies einmal im Jahr für sich in Anspruch nehmen", erklärt Prof. Klug. Zum anderen bestehe die Möglichkeit, junge Mädchen gegen Humane Papillomaviren (HPV) zu impfen.
HPV-Infektion: Kausaler Faktor für Krebs-Entstehung
Wissenschaftlich belegt ist, dass eine HPV-Infektion ein kausaler Faktor für die Entstehung des Krebses ist. Gegen HPV bestehe die Möglichkeit einer Impfung, erklärt Schülein. Die wird seit Anfang 2007 in Deutschland durch die Ständige Impfkommission (STIKO) für Mädchen zwischen 12 und 17 Jahren empfohlen. 2014 wurde diese auf das Alter zwischen 9 und 14 Jahren verändert. Denn die Infektion und daraus resultierend die Entstehung des Krebses kann bereits sehr früh erfolgen. Doch: Wie wird diese Impfung wahrgenommen? Und wird die Empfehlung zur Impfung überhaupt weitergegeben? Dies untersuchte der Lehrstuhl für Epidemiologie in der nun veröffentlichten Studie. "Wir wollten damit auch herausfinden, wie verbreitet das Wissen über diese Impfung in den betroffenen Gruppen nach Einführung war", sagt Klug.
Dafür wurden entsprechende Fragen im Healthcare Access Panel des Marktforschungsinstituts TNS-Infratest platziert. Das Panel basiert auf 55.000 Haushalten und ist repräsentativ für die Bundesrepublik Deutschland. Zielgruppe für die Fragen waren Mädchen zwischen 9 und 17 Jahren. Von den 4.747 in Frage kommenden Mädchen antworteten 1.906, was einer Rücklaufquote von immerhin 40,2% entspricht.
Niedrige Impfquote bei 9-17-jährigen Mädchen
Das Ergebnis: 17 Prozent der 9-17-Jährigen ließen sich 2007 bereits gegen HPV impfen, 61,5 Prozent befürworteten eine zukünftige Impfung. "Im Vergleich zu anderen Ländern ist die Rate der Geimpften sehr niedrig", analysiert Schülein. Ein Grund dafür könnte sein, dass die Impfung zum Untersuchungszeitraum erst ein Jahr erhältlich war.
Bei Müttern mit hoher Bildung war die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass die Impfung erhalten wurde. Für weitere Auswertungen zum sozioökonomischen Status der Mutter, wurden die Variablen "Einkommen", "Bildungsniveau" und "Beruf" zusammengefasst und mit den Ausprägungen "high", "medium" und "low" kategorisiert. Dabei zeigte sich, dass Töchter, deren Mütter einen mittleren sozioökonomischen Status hatten, signifikant häufiger die Impfung erhielten als jene, deren Mütter einen niedrigen sozioökonomischen Status hatten.
"Wir konnten zeigen, dass bei den Mädchen in Deutschland grundsätzlich eine recht hohe Zustimmung zur Impfung vorhanden ist. Die Impfquote ist mittlerweile zwar etwas höher aber deutlich niedriger als in anderen Ländern", bilanziert Ordinaria Klug. Dies zeige auch, dass die Informationen nicht in ausreichendem Maße bei der Zielgruppe ankommen, so Klug weiter.
Um die Impfquote zu erhöhen, empfiehlt Schülein, die Impfempfehlung künftig in organisierte schulbasierte Programme zu integrieren, wie dies in Ländern mit bereits hohen Raten der Fall ist. In diesem Jahr hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) angekündigt, das Thema HPV aufzugreifen.
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Kontakt:
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Text: Fabian Kautz
Foto: iStock/AlexRaths