Allianz Gesundheitskompetenz und Schule
Allianz Gesundheitskompetenz und Schule
Die Allianz Gesundheitskompetenz und Schule ist ein Bündnis von relevanten Partner:innen, die sich dem Ziel verschrieben haben, eine abgestimmte Strategie zur ganzheitlichen Förderung von Gesundheitskompetenz in der Schule zu entwickeln und systematisch umzusetzen. Dieses Bündnis ist intersektional aus den Bereichen Bildung, Gesundheit und Soziales zusammengesetzt und arbeitet disziplin-übergreifend und gleichberechtigt an der Umsetzung seiner Vision. Dies erfordert eine Verknüpfung der Themen Gesundheitskompetenz, schulische Gesundheitsförderung und (digitale) Bildung. Dabei soll Gesundheitskompetenz auf Ebene von Unterricht, Schulpersonal, Schulorganisation und außerschulischer Lebenswelt verankert und Qualitätsstandards für Gesundheitskompetenz im Setting Schule herausgearbeitet werden. Dieses Bündnis schließt an bereits vorliegende Initiativen zum Thema Gesundheitskompetenz in Deutschland an. Seit dem Jahr 2018 existiert der „Nationale Aktionsplan Gesundheitskompetenz“ (NAP), der insbesondere Schule und Bildung als wichtige Ziele für die Stärkung der Gesundheitskompetenz definiert.
Bereits einige Jahre zuvor wurde durch das Bundesministerium für Gesundheit die Allianz für Gesundheitskompetenz gegründet, in der ebenfalls wichtige schul- und bildungsbezogene Bezüge hinsichtlich Gesundheitskompetenz hergestellt werden. Ein wichtiges Anliegen dieses neuen Bündnisses zur Gesundheitskompetenz in der Schule ist es daher, in den kommenden Jahren mit diesen beiden Initiativen zu kooperieren.
Initiatoren und Gründungsmitglieder
Die Allianz Gesundheitskompetenz wurde von Prof. Dr. Orkan Okan (TUM), Prof. Dr. Kevin Dadaczynski (Hochschule Fulda), Prof. Dr. Klaus Hurrelmann (Hertie School Berlin), Ulrike Koller (Helmholtz Munich) und Verena Braun (Helmoltz Munich) im Jahr 2020 gegründet.
Die Allianz Gesundheitskompetenz und Schule geht von folgender Prämisse aus:
Frühe bildungsbezogene Maßnahmen sowie Gesundheitsförderung und Prävention in der Schule sind nachhaltiger, denn dort können Wissen und Kompetenzen gefördert und gezielt das Gesundheitsverhalten adressiert werden, das sich im Erwachsenenalter nur schwer verändern lässt. Gesundheitskompetenz wird oft als Determinante von Gesundheit bezeichnet - zuweilen auch als soziale und/oder kritische Determinante von Gesundheit, als Mediator, als Moderator oder sogar als Haupteffekt. In jedem Fall ist Gesundheitskompetenz ein Faktor, der auf die Gesundheit wirkt und einer der wenigen Faktoren, die gezielt über Bildungsmaßnahmen insbesondere in der Schule entwickelt und gestärkt werden können. Die Förderung der Gesundheitskompetenz als Teil eines verhaltensorientierten Ansatzes ist die eine Seite der (Präventions-)Medaille, die andere ist die Integration der Gesundheitskompetenz in einen verhältnispräventiven Ansatz, um auch die Lebenswelten und das Umfeld zu verbessern, in denen Kinder und Jugendliche leben und aufwachsen, zu denen auch die Schule zählt.
Die Allianz Gesundheitskompetenz und Schule bedarf:
- der Gewinnung von relevanten Akteur:innen aus Wissenschaft, Politik und Praxis, die sich dem übergeordneten Ziel der Etablierung von Gesundheitskompetenz in der Schule verpflichtet fühlen und hierfür Anwaltschaft übernehmen,
- mindestens einer Vernetzung und eines regelmäßigen Austausches mit Vertreter:innen aus den Bereichen der Bildungspolitik (Kultusministerien und nachgeordnete Schulbehörden) und Gesundheitspolitik (z. B. BMG und nachgeordnete Behörden auf Bundes- und Landesebene),
- der Analyse von Erfolgsfaktoren und Hemmnissen der nachhaltigen Etablierung von Vorläufernetzwerken insbesondere der schulischen Gesundheitsförderung
- der Förderung und Stärkung von Forschung in den verschiedenen Handlungsebenen der Gesundheitskompetenz im Setting Schule (Unterricht, Personal, Organisation, außerschulische Lebenswelt),
- einer Handlungs- und Kommunikationsstrategie, die sich an der Sprache von Bildung und Gesundheit gleichermaßen ausrichtet und Gehör bei Schulen findet,
- einer Strategie der Entwicklung, Erprobung, Evaluation und Dissemination von guter Praxis der Gesundheitskompetenz in Schule.
Gesundheitskompetenz und Schule zusammendenken
Die Fähigkeit, Gesundheitsinformationen zu finden, zu verstehen, kritisch zu reflektieren und zur Erhaltung und Förderung der eigenen Gesundheit anzuwenden, kann als ein Kernanliegen von Schule verstanden werden. Im Sinne des Bildungsauftrags – einschließlich der Gesundheitsbildung – ist es Aufgabe der Schule, Kompetenzen und Wissen zu vermitteln, die es den Heranwachsenden erlauben, sich in einer Informationsgesellschaft zu orientieren und die für sie relevanten Informationen zum Wohle der eigenen und der Gesundheit ihrer Mitmenschen einzusetzen. Umgekehrt müssen aus systemischer Sicht Lehr- und Lernprozesse auf Unterrichts- sowie auch auf Schulebene analysiert und im Sinne eines kontinuierlichen Entwicklungsprozesses gestaltet werden, um Gesundheitskompetenz erfolgreich im Setting zu fördern und in der Schule nachhaltig zu verankern.
Während Bildung bzw. Bildungskompetenzen auf die Gesundheit wirken, wirkt umgekehrt Gesundheit auch auf Bildung, sodass deren gegenseitige Wirkung als reziprok zu verstehen ist. Forschungsbefunde weisen beispielsweise darauf hin, dass sich eine gute Gesundheit und gesundheitsförderliches Verhalten positiv auf u. a. die Schulmotivation und die Schulleistung auswirken kann. Daher darf auch Gesundheitskompetenz nicht losgelöst von Bildungsergebnissen betrachtet werden. Auch wenn hier bisher erst wenige Forschungsergebnisse vorliegen, kann mindestens eine indirekte Wirkung von Gesundheitskompetenz auf Bildungserfolg über Gesundheit angenommen werden (wie im SHE Fact Sheet zur Gesundheitskompetenz dargestellt). Diese gilt es in den nächsten Jahren stärker zu untersuchen, um mögliche Mechanismen und Wirkzusammenhänge besser zu verstehen und die Erkenntnisse gezielt für die Ableitung von Maßnahmen und deren Kommunikation zu nutzen. Perspektivisch muss diese Thematik intensiv untersucht werden, um die zugrunde liegenden Mechanismen und Wirkzusammenhänge zwischen Gesundheit, Bildung und Gesundheitskompetenz besser verstehen und daraus wirksame Maßnahmen ableiten zu können.
Von Erfahrungen der schulischen Gesundheitsförderung profitieren
Gesundheitskompetenz in der Schule zu entwickeln und zu stärken, muss Teil einer ganzheitlichen Strategie der schulischen Gesundheitsförderung sein. Denn während Gesundheitskompetenz ein noch relativ neues Thema in der Schule ist, beschäftigen sich bereits viele Schulen in Deutschland in umfassender Art und Weise mit Gesundheitsförderung und Prävention, so wie es in der Ottawa Charter der Weltgesundheitsorganisation empfohlen wird. Mit der gesundheitsfördernden Schule und der guten gesunden Schule liegen in Deutschland mittlerweile zahlreiche wissenschaftliche Erkenntnisse, praktische Erfahrungen und Strukturen auf Ebene von Kommune, Bundesland und Bund vor. Gesundheitskompetenz muss auf diesen Strukturen und Erfahrungen aufbauen und sich in diese integrieren lassen. Letztlich verfolgen beide Ansätze dasselbe Grundanliegen und ähnliche Ziele. Der Aufbau von Parallelstrukturen wäre daher sowohl aus inhaltlicher Sicht sowie vor dem Hintergrund begrenzter Ressourcen zwingend zu vermeiden.