Gesundheitskompetenz in Schule und Bildung: WHO
Gesundheitskompetenz in der Schule bei der Weltgesundheitsorganisation
Gesundheitskompetenz ist als ganzheitlicher Lebensverlaufansatz zu verstehen, der eng mit dem lebenslangen Lernen verknüpft ist. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat bereits im Jahr 2013 in ihrer Veröffentlichung "Gesundheitskompetenz: die Fakten" die besondere Bedeutung der Schule für die Stärkung der Gesundheitskompetenz hervorgehoben und Gesundheitskompetenz als essenziellen Teil der Guten Gesunden Schule ("Health Promoting School") vorgeschlagen. Zuletzt ist die WHO sogar noch einen Schritt weiter gegangen und hat Gesundheitskompetenz in Schule und Bildung in der Abschlusserklärung der 9. Global Conference on Health Promotion in Schanghai, China im Jahr 2016 als eine der drei zentralen Strategien der Gesundheitsförderung und für die Erreichung der Nachhaltigkeitsziele bis zum Jahr 2030 definiert. Mit dem Policy Brief 19 "Investing in health literacy: what do we know about the co-benefits to the education sector of actions targeted at children and young people?" liegt zudem ein weiteres zentrales Dokument der WHO vor, in dem die Vorteile der frühen Stärkung der Gesundheitskompetenz in der Schule für die europäischen Bildungssysteme auf Grundlage einer Evidenzsynthese präsentiert und kritisch diskutiert werden.
Für die WHO hat Orkan Okan gemeinsam mit internationalen Kolleginnen und Kollegen der WHO Europa und verschiedenen akademischen Einrichtungen den Bericht "Health literacy in the context of health, well-being and learning outcomes - the case of children and adolescents in schools" verfasst. In diesem Bericht werden die (digitale) Gesundheitskompetenz für das Kindes- und Jugendalter definiert, die zentralen Erkenntnisse zusammengetragen und ein Rahmenhandlungsplan für die Entwicklung und Umsetzung von Strategien zur Stärkung der Gesundheitskompetenz in Schulen in Europa vorgestellt. Darüber hinaus wird auch auf die zentrale Bedeutung der Schule für Gesundheitskompetenz eingegangen, Unterschiede zwischen europäischen Schulsystemen besprochen, die Rolle von Lehrkräften und Schulleitungen hervorgehoben und zwei Curriculum-Ansätze für die Stärkung der Gesundheitskompetenz im Unterricht aus Deutschland und Finnland vorgestellt. Zudem wird auch hier, in Anlehnung an das GeKoOrg-Schule Projekt und den WHO-Bericht "Gesundheitskompetenz: die Fakten", der Vorschlag gemacht, Gesundheitskompetenz in die Gute Gesunde Schule ("Health Promoting School") zu integrieren.
Zusammenfassung
Gesundheitskompetenz, d. h. die Fähigkeit des Individuums, Informationen über die Gesundheit zu verstehen, kritisch zu bewerten und zu nutzen, ist ein wichtiger Bestandteil der Bildung und hat während der COVID-19-Pandemie an Bedeutung gewonnen. Ansätze zur Verbesserung der Gesundheitskompetenzbildung in den Schulen fehlen in vielen europäischen Ländern. Dieser Bericht plädiert für die Einbeziehung der Gesundheitskompetenz in Schulen, Klassenzimmer und berufliche Aus- und Weiterbildungen zum Nutzen des Bildungs- und Gesundheitssektors und schlägt Wege vor, wie dies erreicht werden kann. Der Bericht: bietet einen kurzen Überblick über Evidenz zur Gesundheitskompetenz bei Kindern und Jugendlichen; hebt die entscheidende Rolle des Bildungssektors als Begünstigter und Umsetzer hervor; ordnet die Gesundheitskompetenz in Schulen in die umfassendere WHO-Strategie für Gesundheitskompetenz und den ganzheitlichen Schulansatz ein; identifiziert die wichtigsten Lernziele und Indikatoren für Gesundheitskompetenz; und schlägt Handlungsmöglichkeiten zur Umsetzung und Evaluation von Gesundheitskompetenz in Schulen vor.