Gesundheitskompetenz in Schule und Bildung: ISHN
Gesundheitskompetenz im International School Health Network
Spätestens mit der Gründung der FRESH Working Group on Health Literacy, Life Skills & Social Inclusion ist das Thema Gesundheitskompetenz auch im International School Health Network (ISHN) nachhaltig angekommen. Das International School Health Network ist Teil des WHO-Kollaborationszentrums "Community and School Health" in British Columbia, Kanada und ist dem Centre for Educational Leadership and Policy, Faculty of Education, Simon Fraser University, Kanada, angeschlossen. Eine Reihe von Organisationen, Forschenden sowie Regierungsvertreter:innen haben ein informelles internationales Netzwerk aufgebaut, das sich zum Ziel gesetzt hat, Informationen zum Thema schulischer Gesundheitsförderung und Prävention auszutauschen und die Zusammenarbeit in diesem Bereich zu stärken und zu fördern. Übergeordnete Ziele sind dabei, die Gesundheit, Sicherheit, Chancengleichheit, das Lernen, die soziale Entwicklung und das Umweltbewusstsein junger Menschen durch effektive schulische und schulnahe Programme, Strategien und Praktiken zu fördern. Die Mitglieder setzen sich in erster Linie aus den Bereichen Gesundheit und Bildung zusammen, wobei sich das ISHN längst zu einem interdisziplinären und vor allem intersektionalen Netzwerk weiterentwickelt hat. Auf der ISHN Website und den angeschlossenen FRESH Websites befinden sich umfangreiche Dokumente und Informationen zur schulischen Gesundheitsförderung und Prävention aus allen Regionen der Welt.
Gemeinsam mit der Präsidentin der International Health Literacy Association (IHLA) Dr. Kristine Sørensen (Global Health Literacy Academy, Dänemark) und mit der Unterstützung des ISHN Direktors Douglas McCall hat Orkan Okan als Mitglied der FRESH Working Group on Health Literacy, Life Skills & Social Inclusion den ISHN-Bericht "Health literacy of children and adolescent in the school setting" verfasst, der im Rahmen der Arbeiten des ISHN und der FRESH Working Groups zum Einsatz kommt. In diesem Bericht wird das Thema Gesundheitskompetenz in der Schule in der internationalen Perspektive diskutiert und das Konzept Gesundheitskompetenz explizit für die Bedarfe von ISHN definiert. Zudem werden ganzheitliche Ansätze der schulischen Gesundheitsförderung vorgestellt, wie sie in den unterschiedlichen Regionen der Welt eingesetzt werden, und mit Gesundheitskompetenz verknüpft. Darüber hinaus werden die Schnittstellen mit dem international gebräuchlichen Curriculum "health, personal, and social development" (HPSD Curriculum) herausgearbeitet und Gesundheitskompetenz als Outcome in dieses eingebettet. Im Bericht werden auch Lehrplan-Ansätze zur Stärkung der Gesundheitskompetenz in der Schule aus anderen Ländern vorgestellt (z. B. USA und Australien) .
Zusammenfassung
Dieses Dokument erläutert das Konzept der Gesundheitskompetenz und wendet es auf den Kontext von Kindern und gesundheitsfördernden Schulen an. Es zeigt Möglichkeiten auf, wie Gesundheitskompetenz gemessen und überwacht werden kann; zeigt die Relevanz von Gesundheitskompetenz für neue Herausforderungen wie Gerechtigkeit, Geschlecht, Entfremdung und Klimawandel; hebt wichtige Ergebnisse des Lernens von Gesundheitskompetenz aus Interventionen hervor und zeigt die Rolle von Lehrkräften bei der Förderung von Gesundheitskompetenz. Schließlich werden zukünftige Wege in Bezug auf die Entwicklung von Gesundheitskompetenz bei Kindern und Jugendlichen diskutiert.
-
Gesundheitskompetenz ist mit Alphabetisierung verbunden und beinhaltet das Wissen, die Motivation und die Kompetenzen, um auf Informationen zuzugreifen, sie zu verstehen, zu bewerten und anzuwenden, um sich ein Urteil zu bilden und Entscheidungen in Bezug auf Gesundheitsversorgung, Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung zu treffen und die Lebensqualität im Laufe des Lebens somit zu erhalten und zu fördern.
-
Eingeschränkte Gesundheitskompetenz schadet der Gesundheit über die gesamte Lebensspanne. Es ist eine vernachlässigte Herausforderung für die öffentliche Gesundheit. Untersuchungen in Europa und darüber hinaus gehen davon aus, dass mindestens ein Drittel der Bevölkerung über eine begrenzte Gesundheitskompetenz verfügt.
-
Wirksame Interventionen zur Gesundheitskompetenz, beispielsweise im Rahmen von gesundheitsfördernden Schulprogrammen, können die schulischen und akademischen Leistungen positiv beeinflussen, was wiederum im Lebensverlauf langfristige Vorteile bieten kann.
-
Ein gesamtgesellschaftlicher und gesamtstaatlicher Ansatz wird gefördert, da die Förderung der Gesundheitskompetenz von Kindern und Jugendlichen typischerweise außerhalb des Gesundheitssektors erfolgt, beispielsweise im Rahmen der formalen und nicht-formalen Bildung.
-
In Anerkennung und Respekt dafür, dass Bildung das Kerngeschäft von Schulen und Bildungseinrichtungen ist, ist es von größter Bedeutung, dass Gesundheitskompetenz als Ergebnis der Gesundheitserziehung von frühester Kindheit an zu einem integralen Bestandteil der Lehrpläne wird.
-
Gesundheitsfördernde Maßnahmen sollten alters- und geschlechtsspezifisch sein, um den Lernoutput unter Berücksichtigung der vorhandenen Gesundheitskompetenz der Kinder und Jugendlichen zu maximieren.
-
Eine angemessene Evaluation von Interventionen zur Gesundheitskompetenz sowie eine allgemeine Messung und Überwachung der Entwicklung der Gesundheitskompetenz werden empfohlen, um die Auswirkungen dieser Interventionen zu verdeutlichen.
-
Es wird ermutigt, bei der Entwicklung von Gesundheitskompetenzmessungen für Kinder und Jugendliche einen pragmatischen, altersspezifischen Fokus zu legen und vorzugsweise alle relevanten Interessengruppen wie Forscher:innen, Lehrerkräfte, Entscheidungsträger:innen und Kinder in die Entwicklung einzubeziehen.
-
Beim Betrachten der potenziellen Ergebnisse und Herausforderungen der Umsetzung von Interventionen zur Förderung der Gesundheitskompetenz ist es wichtig zu berücksichtigen, dass Gesundheitskompetenz inhalts- und kontextspezifisch ist.
-
Die Auswirkungen der Gesundheitskompetenz sowohl auf individueller als auch auf gesellschaftlicher Ebene sind von entscheidender Bedeutung, da verbesserte Gesundheits- und Bildungsergebnisse in der Schule das Potenzial für bessere gesundheitliche, menschliche und wirtschaftliche Vorteile für Kinder erhöhen, wenn sie das Erwachsenenalter erreichen. Diese Auswirkungen können generationsübergreifend sein und an zukünftige Generationen weitergegeben werden.
-
Obwohl die frühe Kindheit und frühkindliche Bildung eine kritische Phase für die Schaffung der Voraussetzungen für jene Fähigkeiten, Verhaltensweisen und Handlungen darstellen, die bekanntermaßen die Hauptkomponenten und Ergebnisse von Gesundheitkompetenz darstellen, müssen diese noch Ansehen als wichtige Ziele für die Bewältigung von Problemen der Gesundheitskompetenz im Lebensverlauf gewinnen.
-
Politik und Interventionen sollten sich auf die frühkindliche Entwicklung konzentrieren und sich mit den sozialen Determinanten von Not befassen, um eine gerechte Entwicklung der Gesundheitskompetenz im Lebensverlauf zu unterstützen.