MHLS-Germany
Studie zur psychischen Gesundheitskompetenz in Deutschland
Wie steht es um die psychische Gesundheitskompetenz der Menschen in Deutschland? Wie schwer fällt es ihnen, sich zum Thema „psychische Gesundheit“ zu informieren und im Ernstfall Hilfe zu suchen? Bislang fehlten Antworten auf diese Fragen. Die Studie zur psychischen Gesundheitskompetenz „Survey Mental Health Literacy in Deutschland (MHLS-Germany)" liefert erste Hinweise.
Die vorliegende Studie wurde zwischen dem 16. Juli und 22. August 2024 durchgeführt und umfasst 2000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Basisstudie sowie 500 Auszubildende in einer Zusatzbefragung. Verantwortlich für die Datenerhebung war das SKOPOS Institut für Markt- und Kommunikationsforschung GmbH & Co. KG. Die Befragten wurden aus dem Norstat-Panel rekrutiert, welches für Deutschland in etwa 100000 aktive Teilnehmende umfasst. Da die Teilnahme am Smartphone, Tablet oder Computer erfolgte, handelt es sich um eine Stichprobe, die für die Internet-nutzende erwachsene Bevölkerung in Deutschland repräsentativ ist. Rekrutiert wurden Teilnehmerinnen und Teilnehmer ab 18 Jahren, welche nach Alter, Geschlecht und Bildung repräsentativ ausgewählt wurden. Abweichungen wurden durch den Einsatz einer entsprechenden Gewichtungsvariable korrigiert. Die Entwicklung von Fragebogen sowie Informationsmaterialien erfolgte durch das Studienteam an der Technischen Universität München in Zusammenarbeit mit dem Institut für digitale Gesundheit (IDG) gGmbH aus Berlin. Die Studie wurde von der Ethikkommission der TUM geprüft und für unbedenklich befunden (2024-42-NM-BA).
Die psychische Gesundheitskompetenz umfasst individuelle und soziale Kompetenzen und Ressourcen, die für das Suchen, Finden, Verstehen, Bewerten und Anwenden von Informationen wichtig sind in Bezug auf
| Grundsätzlich resultiert sie aus dem Zusammenspiel zwischen den eigenen Fähigkeiten und den strukturellen Rahmenbedingungen. Sie befähigt Menschen dazu, Urteile fällen und Entscheidungen treffen zu können, durch die sie im Alltag ihre psychische Gesundheit, Selbstwirksamkeit und Lebensqualität fördern und schützen und erwirkt in der Gesellschaft eine erhöhte Achtsamkeit für psychischen Erkrankungen und fördert die Entstigmatisierung. |
Ausgehend von dieser Definition und aufbauend auf dem Fragebogen der Europäischen Gesundheitskompetenz-Studie (HLS-EU-Q; Sørensen et al. 2013) wurde ein Fragebogen zur Erfassung der psychischen Gesundheitskompetenzentwickelt. Dieser Fragebogen, der MHLS-GER-Q24, bildet die Gesundheitskompetenz im Bereich der psychischen Gesundheit ab und erfasst, wie schwer oder einfach es Menschen in Deutschland fällt, Informationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und anzuwenden, die für ihre psychische Gesundheit von Bedeutung sind. Der MHLS-GER-Q24 wurde in dieser Studie um weitere Fragen zu relevanten Aspekten der (psychischen) Gesundheit ergänzt, um erstmalig eine bevölkerungsbezogene Erhebung der psychischen Gesundheitskompetenz von Erwachsenen in Deutschland nach dem erweiterten HLS-EU-Modell der Gesundheitskompetenz nach Sørensen et al. (2012) durchzuführen.
Erste Ergebnisse
86,1% der Befragten weisen eine niedrige psychische Gesundheitskompetenz auf – der Umgang mit Informationen zu den Themen „psychische Gesundheit“, „psychische Probleme“ sowie „psychische Erkrankungen“ fällt ihnen nicht immer leicht. Menschen mit niedrigerer Bildung, mit Migrationshintergrund sowie Menschen aus den „alten“ Bundesländern berichten signifikant mehr Schwierigkeiten mit solchen Informationen. Die Auszubildenden weisen insgesamt eine bessere psychische Gesundheitskompetenz auf, dennoch erzielen aber 79,6% der Befragten eine niedrige psychische Gesundheitskompetenz. Der überwiegende Teil der Auszubildenden berichtet eine hohe Zufriedenheit mit der Ausbildung, am meisten Unzufriedenheit wird jedoch mit Blick auf das Gehalt berichtet.
Derzeit werden die Daten der beiden Erhebungen analysiert und für verschiedene Publikationen vorbereitet und zunächst am 3. Dezember im Haus der Bundespressekonferenz in Berlin präsentiert.
Ergebnissberichte
Den aktuellen Ergebnisbericht können Sie hier herunterladen und schauen Sie gerne auch in das Mental Health Literacy Sonderheft der Apotheken Umschau mit vielen weiterführenden Informationen.
Projektleitung und Ansprechpartner:innen
Prof. Dr. Orkan Okan (Projektleitung)
Dr. Alexandra Fretian (wiss. Mitarbeiterin im Projekt)
Dr. Torsten Bollweg (wiss. Mitarbeiterin im Projekt)
Projektpartner
Prof. Dr. Kai Kolpatzik (IDG und Wort und Bild Verlag)