Vom 28. Juni bis zum 07. Juli 2019 finden in Hamburg die Weltmeisterschaften im Beachvolleyball statt. Nach den Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen 2012 und 2016 hoffen die deutschen Mannschaften wieder auf Plätze auf dem Podest. Unterstützt werden die Teams durch ein Spielanalyse-Programm, das am Lehrstuhl für Trainingswissenschaft und Sportinformatik der Technischen Universität München (TUM) entwickelt wurde.
Journal-Artikel zu psychologischen Effekten von Misserfolgserlebnissen
Im Vorfeld der WM analysieren PD Dr. Daniel Link und Sebastian Wenninger unterschiedliche Strategien, auf die die Athlet_innen im Wettkampf zurückgreifen können. Dabei betrachteten die Mitarbeiter des Lehrstuhls von Ordinarius Prof. Dr. Martin Lames auch, ob ein Misserfolgserlebnis dazu führt, das Spieler_innen ihre Taktik verändern. Die Studie über das in der Psychologie als "Cold-Hand-Effect" bezeichnete Phänomen wurde in dem Journal "Frontiers in Psychology" veröffentlicht. Die Fachzeitschrift hat einen Impact Factor von 2.089.
"Beachvolleyball eignet sich besonders gut für die Untersuchung unserer Fragestellung, weil beide Spieler bei jeder Aktion beteiligt sind. Es besteht keine Möglichkeit, zu wechseln, oder sich nach einem Misserfolg etwas rauszunehmen", sagt der habilitierte Sportinformatiker Link.
Studie mit 965 Beachvolleyballspiele und insgesamt 79.422 Ballwechseln
In der Studie wurden 965 Beachvolleyballspiele mit insgesamt 79.422 Ballwechseln der FIVB-Welttour sowie der Olympischen Spiele von 2012 und 2016 betrachtet. Das Ergebnis: "Wer im Vorgängerballwechsel mit einem harten Schlag nicht erfolgreich war, der spielt im nächsten Ballwechsel vielleicht eher einen gezielten Shot in den offenen Bereich des Feldes – oder umgekehrt", sagt Link. Der Effekt ist bei Frauen stärker ausgeprägt als bei Männern.
Analyse von Athlet_innen für die Olympischen Spiele in Tokio 2020
Basierend auf den Erkenntnissen wird nun im Rahmen des vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) geförderten Projektes "Data Mining im Beachvolleyball" (I1-070504/19-20) eine ausführliche Analyse der Weltspitze vorgenommen. "Wir möchten mit Methoden der künstlichen Intelligenz und des maschinellen Lernens untersuchen, ob bei einzelnen Spielerinnen und Spielern in Stresssituationen Handlungsstereotypen auftreten", erklärt Link. Die Ergebnisse lassen sich von den Trainer_innen des Deutschen Volleyball Verbandes (DVV) und ihren Athlet_innen für die Entwicklung von Strategien nutzen, die bestenfalls bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio erneut zu einer Goldmedaille führen.
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Zum Artikel in "Frontiers in Psychology"
Kontakt:
PD Dr. Daniel Link
Lehrstuhl für Trainingswissenschaft und Sportinformatik
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München
Telefon: 089 289 24498
E-Mail: Daniel.Link(at)tum.de
Text: Dr. Fabian Kautz
Fotos: André Goerschel; privat