Bewegung spart Zeit. Zumindest während einer Dialyse. Das konnten Prof. Dr. med. Martin Halle und sein Team vom Zentrum für Prävention und Rehabilitation nachweisen.
Ihre Studie zeigt: Wenn sich Patient_innen während einer Dialyse - also einer Reinigung des Bluts, beispielsweise nach einem Nierenversagen - bewegten, dann beschleunigt sich die Entgiftung. Und zwar sogar um 30 bis 45 Minuten. Halle und sein Team veröffentlichten die spektakulären Ergebnisse als erstes im renommierten British Medical Journal online. "Durch die Publikation in einer solchen Top-Fachzeitschrift ist zum einen natürlich die Sichtbarkeit der Ergebnisse eine größere - und zwar auch international. Zum anderen reflektiert dies auch die Wertigkeit unserer Studie", sagt Prof. Halle.
Dialyse: drei Termine pro Woche á vier Stunden
Für eine Dialyse müssen Patient_innen üblicherweise in einer Woche dreimal zum Arzt. Jeder Termin dauert dann rund vier Stunden. Dabei liegen die Betroffenen in der Regel ruhig, während sie über eine Kanüle an ein Dialyse-Gerät mit einer Flüssigkeit angeschlossen sind. Die Zeit dabei vertreiben sie sich beispielsweise durch frühstücken - oder vor dem Fernseher. "Unsere Idee war, dass diese insgesamt zwölf Stunden einfach besser genutzt werden könnten, wenn die Patienten leichte Bewegungsaufgaben ausführen", erläutert Halle.
Untersucht wurden die Effekte mit einer Gruppe von 46 Proband_innen, die bis zu fünf Jahre begleitet wurden. Die Teilnehmenden absolvierten zwei verschiedene Programme. Zum einen ein leichtes Krafttraining des nicht genutzten Arms, zum anderen eine Ausdauer-Aufgabe, bei der die Patient_innen im Liegen auf einer Art stationärem Fahrrad gegen einen leichten Widerstand pedalierten.
Prof. Halle: "Zeitersparnis von 30 Minuten ist enorm."
Ein Hauptergebnis lautet, dass diese Belastungen ohne medizinische Probleme und langfristig über fünf Jahre durchführbar sind. Zudem wird die Muskelkraft verbessert und die Lebensqualität erhalten. Durch eine erhöhte Herz-Kreislauf-Zirkulation während des Trainings werden Schadstoffe besser gefiltert. "Die Zeitersparnis von 30 Minuten ist enorm. Und dies nur durch den leichten Trainingsreiz", erklärt der Prodekan der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften.
Die Ergebnisse zeigen gleichzeitig neue Dimensionen auf, wie Bewegung in Therapien integriert werden kann. "Als Nächstes gilt es nun zu klären, welche Intensitäten welche Auswirkungen haben", fordert Halle. Der Leitende Ärztliche Direktor des Zentrums für Prävention und Rehabilitation ist der Meinung, "dass es wahnsinnig viele interessante Themen in diesen Feldern für Mediziner und Sportwissenschaftler gibt. Unser Ziel muss es sein, gute Studien mit randomisierten Designs zum körperlichen Training durchzuführen. Und zwar in sämtlichen Altersgruppen."
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Kontakt:
Prof. Dr. med. Martin Halle
Zentrum für Prävention und Sportmedizin
Klinikum rechts der Isar
Uptown Munich, Campus C
Georg-Brauchle Ring 56
80992 München
Telefon: 089 289 24441
E-Mail: info(at)sport.med.tum.de
Text: Fabian Kautz