"Eine gemeinsame Sprache ist eine der Voraussetzungen für Kommunikation. Ich bin sehr glücklich, dass wir hier nun endlich einen Grundstein gelegt haben", so kommentiert Prof. Dr. Carl-Hermann Hempen die Fertigstellung der Internationalen Standard-Nomenklatur der Chinesischen Medizin für die deutsche Sprache. Prof. Hempen ist an der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften Honorarprofessor für Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) und leitet den europaweit ersten TCM-Weiterbildungs-Masterstudiengang.
Mehr als 6.500 chinesische Fachbegriffe
Die TCM ist eine in China in mehr als 2.000 Jahren entstandene Heilkunst. Diese umfasst die fünf therapeutischen Verfahren Akupunktur, Arzneimitteltherapie, Tuina, Qigong und Diätetik. "In Deutschland wird die TCM seit rund 50 Jahren eingesetzt", erklärt Hempen. In dieser Zeit entwickelten sich diverse Begriffsübertragungen der mehr als 6.500 Fachbegriffe aus dem Chinesischen. "Wenn man so will, gab es bisher ein ziemliches ,Kaudawelsch'. Von verschiedenen Praktikern und auch TCM-Gesellschaften wurden für identische Dinge ganz verschiedene Begriffe verwendet", weiß Prof. Hempen. Das erschwerte Gespräche unter Fachleuten, denn am Beginn jedes Austausches stand zunächst eine Verständigung über divergierende Grundbegriffe.
Um dies zu ändern, beauftragte die World Federation of Chinese Medicine Societies (WFCMS) im Jahr 2013 die Erstellung einer einheitlichen Nomenklatur. Dafür wandte sich die WFCMS zunächst an Prof. Dr. Dieter Melchart. Der Mediziner leitet das Kompetenzzentrum für Komplementärmedizin und Naturheilkunde (KoKoNat) des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München.
Arbeitsgruppe mit den TUM-Professoren Hempen und Melchart
Melchart bat Hempen um Unterstützung, der eine Arbeitsgruppe gründete. An dieser beteiligten sich neben den beiden TUM-Professoren als Vorsitzende die Sinologin und Vizepräsidentin der Gesellschaft für Chinesische Medizin e.V. (SMS) Dr. Ute Engelhardt sowie die Übersetzerin Agnes Fatrai. Die von dieser Gruppe erstellte Erstversion wurde dann per Online-Plattform Vertreter_innen aller deutschen Fachgesellschaften vorgestellt und anschließend im Rahmen des Expertengremiums im Konsens verabschiedet.
So entstand in vier Jahren ein Standardwerk mit verbindlichen Übersetzungen für rund 6.500 Fachbegriffe. "Ich bin sehr stolz auf das Werk. Wir haben eine Art Duden für die Traditionelle Chinesische Medizin geschaffen, der künftig für alle Gesellschaften und auch die WHO bindend ist", bilanziert Hempen. Die Standard-Nomenklatur wurde der WFCMS Ende Juni im Rahmen des "Munich Forum on TCM" übergeben. Offizielle Herausgeber des Werks sind Melchart, Hempen und Engelhardt.
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Kontakt:
Prof. Dr. Carl-Hermann Hempen
Professur für Traditionelle Chinesische Medizin
Uptown München, Campus D
80992 München
Telefon: 089 289 24621
E-Mail: Claudia.Gerstberger(at)tum.de
Text: Fabian Kautz
Fotos: Forum TCM