"Fußball bewegt Milliarden - Menschen und Euro!" Mit diesen Worten begrüßte Dekan Prof. Dr. Ansgar Schwirtz, in Vertretung des TUM-Präsidenten Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang A. Herrmann, am Montagabend Karl Hopfner. Der Präsident des FC Bayern München gastierte im Rahmen der "Speaker Series" an der TU München.
Bereits seit mehr als 14 Jahren ist die Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften Partner des FC Bayern in den Bereichen Sportwissenschaften und Sportmedizin. Beispielsweise werden die Jugendmannschaften des amtierenden Deutschen Meisters in den Bereichen Leistungsdiagnostik und Trainingssteuerung beraten und unterstützt.
Rund 2000 Studierende in drei Hörsälen
Im vollbesetzten Audimax referierte Hopfner über die Struktur und Entwicklung des mit 260 000 Mitgliedern größten Vereins der Welt. Anschließend diskutierte der FC Bayern Präsident auf der Bühne mit den beiden Studierenden Martin Gösele und Julius Bock über Themen wie TV-Rechte, Financial Fairplay und Investoren im Fußball.
Welche enorme Strahlkraft der deutsche Rekordmeister besitzt, zeigte sich auch am Montagabend. Rund 2000 Studierende folgten der Einladung. Der Vortrag von Hopfner war damit der größte Event seit Start der Speakers Series im Jahr 2000 und überstieg die Kapazität des TUM-Audimax. Daher entschied sich der veranstaltende TUM Business Club, den Vortrag per Video in zwei weitere Hörsäle zu streamen.
Erfolgsgeschichte FC Bayern
Seit 1983 arbeitet Hopfner beim FC Bayern, zunächst als Geschäftsführer für kaufmännische und administrative Belange. In den vergangenen 30 Jahren hat sich der Verein deutlich verändert. "1983 hatten wir 12 Millionen Euro Umsatz, 2013 und 2014 jeweils mehr als 500 Millionen Euro", erklärt Hopfner. Die Mitarbeiterzahl stieg von 12 hauptamtlichen Mitarbeitenden auf 700, die Mitgliederzahl des Vereins von 6000 auf 260 000. "Wir sind ein Wirtschaftsunternehmen", konstatiert Hopfner. "Aber eines, bei dem der Sport, das heißt der Fußball, absolut im Vordergrund steht. Unser Ziel ist also der maximale sportliche Erfolg, mit gleichzeitig bestmöglichem wirtschaftlichen Abschneiden", so der Präsident des FC Bayern.
Wie gut dies in den vergangenen 32 Jahren funktioniert hat, veranschaulichte Dekan Schwirtz mit einer Zahlenreihe. "Sagen ihnen die Zahlen 2, 4, 6, 11, 18 und 45 etwas?", wollte Schwirtz vom Auditorium wissen. "Das sind nicht die Lotto-Zahlen, sondern die Erfolge des FC Bayern, seit Karl Hopfner im Verein arbeitet. Insgesamt 45 Titel, darunter 18 Deutsche Meisterschaften, 11 DFB-Pokal-Siege, 6 Liga-Pokal-Titel, 4 Supercup-Siege und 2 Mal die Champions-League", erklärte Schwirtz.
Hopfner: Nachholbedarf bei TV-Einnahmen
Damit der FC Bayern auch weiterhin Titel in dieser Frequenz gewinnen kann, muss der Verein zusätzliche Einnahmen generieren. "Im Bereich ,Sponsorenʹ waren und sind wir in Europa führend, im Bereich Merchandising sind wir gut aufgestellt. Nachholbedarf gibt es vor allem im Bereich der TV-Rechte-Einnahmen", analysiert Hopfner. Die erste Bundesliga erhalte jährlich rund 500 Mio Euro und damit weniger als die Ligen in England, Spanien, Italien und Frankreich, so der Bayern-Präsident. Das Fußballmagazin "Kicker" hat berechnet, dass in der Saison 2014/15 jeder Erstligist in England aus der TV-Vermarktung durchschnittlich 108,4 Millionen Euro erhält. In Deutschland sind dies nur 32,2 Millionen Euro. Und durch den neuen TV-Vertrag, der der Premier League ab 2016/17 rund 2,3 Milliarden Euro pro Saison garantiert, wächst die Kluft weiter.
Hopfner hofft daher auf die neue Ausschreibung der Bundesliga-TV-Rechte. Bis Juni 2016 gilt der derzeitige Vertrag. Um zusätzliche Einnahmen zu generieren, werden zurzeit verschiedene Modelle diskutiert. Dazu gehört auch die Einführung eines Montagsspiels. Eine Abschaffung der Winterpause oder Spieltage an Weihnachten, wie sie etwa in England längst Tradition sind, lehnt Hopfner aber ab: "Am zweiten Weihnachtsfeiertag möchte ich zuhause bei meiner Familie sein und nicht im Stadion."
Hopfner: Keine Kompromisse bei vernünftigen Eintrittspreisen
Seit über 30 Jahren habe der Verein nun keinen Verlust mehr ausweisen müssen, bilanziert Hopfner. Verantwortlich dafür sei das gesamte Führungsteam des Clubs. Und auch wenn weitere Einnahmefelder erschlossen werden, kündigt Hopfner doch an, dass der FC Bayern in einem Punkt zu keinen Kompromissen bereit sei: "Wir werden unter dieser Führung immer garantieren, dass ein Stadionbesuch für jeden zu vernünftigen Preisen möglich ist." Die Studierenden quittieren das mit donnerndem Applaus.
Die TUM-Speakers Series ist eine von Studierenden organisierte Vortragsreihe, zu der prominente Personen aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft eingeladen werden. Seit dem Beginn im Jahr 2000 sprachen unter anderen der ehemalige Bundespräsident Prof. Dr. Roman Herzog, Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Reitzle, Vorstandvorsitzender von Linde Gas, und der damalige Vorstandsvorsitzende der VW AG Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Martin Winterkorn. Die nächste Veranstaltung der Speaker Series ist am 7. November. Dann wird der US-Botschafter John B. Emerson zu Gast sein.
Die Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften
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Text und Fotos: Fabian Kautz