"Embodiment, Well-being and Performance" - zu diesem Thema hat Prof. Dr. Jürgen Beckmann im Dezember eine Keynote in Belfast gehalten. Der Ordinarius für Sportpsychologie sprach in der nordirischen Hauptstadt im Rahmen der Jahrestagung der "Division of Sport & Exercise" der British Psychological Society (BPS). Die Gesellschaft gilt in der Disziplin weltweit nach der American Psychological Association (APA) als renommierteste Fachorganisation. "Ich habe im Rahmen der Keynote den Fokus auf Präventionsmaßnahmen gelegt und damit eines der zentralen Themen unserer Fakultät. Konkret habe ich dargestellt, wie die mentale Gesundheit von Athleten positiv beeinflusst werden kann", fasst Beckmann zusammen.
Stress und Leistungsdruck bedrohen die mentale Gesundheit
In Studien konnten der habilitierte Psychologe und sein Team nachweisen, dass insbesondere Stress und Leistungsdruck für die mentale Gesundheit von Spitzensportler_innen Bedrohungen sind. "Mit Blick auf den Stress kommt zunächst der Erholung eine wichtige Rolle zu. Auch Athleten benötigen Ruhezeiten und müssen in diesen lernen, wirklich abzuschalten", so Beckmann, der auch Honorarprofessor der University of Queensland ist. Ein vielversprechender aber bislang überraschend wenig untersuchter Ansatz ist, Erholung in der Natur zu finden. Hierzu laufen derzeit weitergehende Forschungen.
Ob Stress für Athlet_innen problematisch ist, hängt auch mit deren Persönlichkeit zusammen. Insbesondere sogenannte "lageorientierte" Menschen neigen dazu, Rückschläge nicht abzuschließen, sondern über diese zu grübeln. So können aus Stress Ängste entstehen, die wiederum dazu führen, dass die Betroffenen sich sorgen. Um die negativen Gedankenkreisläufe zu durchbrechen, konnten Beckmann und seine Mitarbeitenden nachweisen, dass Embodiment Techniken effektive Methoden sind. Die körperlichen Interventionen helfen gleichzeitig, innere emotionale und kognitive Prozesse zu verändern.
Ein Beispiel für eine kurzfristige Hilfestellung ist das Ballen der linken Hand zur Faust. Denn durch diese Bewegung werden nachweislich die Hirnregionen des Cortex aktiviert, was zu Entspannung führt - und gleichzeitig die motorische Leistung stabilisiert. Konkret könnte die Technik in Wettkampfsituationen für Golfspieler oder Elfmeterschützen im Fußball angewendet werden. "Um langfristige Veränderungen zu erzielen, ist es wichtig, auf die Persönlichkeit eines Athleten einzugehen und ihm Strategien zu vermitteln, die ihm helfen, Stress und Ängste abzubauen", erklärt Beckmann.
Die British Psychological Society wurde im Jahr 1901 gegründet und ist die zentrale Berufsorganisation britischer Psychologen. Die Gesellschaft hat rund 50.000 Mitglieder. Die BPS teilt sich in zehn Divisions. Die Division of Sport & Exercise hat rund 1.200 Mitglieder.
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Kontakt:
Prof. Dr. Jürgen Beckmann
Lehrstuhl für Sportpsychologie
Georg-Brauchle-Ring 60/62
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Telefon: 089 289 24540
E-Mail: info.sportpsychologie(at)tum.de
Text: Dr. Fabian Kautz
Fotos: Privat