Eine Statistik der Weltgesundheitsorganisation (WHO) besagt, dass im Jahr 2018 auf dem afrikanischen Kontinent mehr Frauen an Gebärmutterhalskrebs als an Brustkrebs verstorben sind. Zu dieser Problematik präsentierte Prof. Dr. Stefanie Klug, Ordinaria des Lehrstuhls für Epidemiologie, aktuelle Daten bei zwei internationalen Workshops in Ägypten und Gabun.
Workshop in Ägypten
Beim Startschuss des deutsch-ägyptischen Netzwerks für Genommedizin und Bevölkerungsgesundheit GE-GPx („German Egyptian Network for Advanced Genomic Medicine and Population Health“) fand im Goethe-Institut in Kairo/Ägypten der erste „Round-Table“ des Netzwerks inklusive Workshop für Nachwuchswissenschaftler_innen statt. Das GE-GPx-Netzwerk wurde unter anderem von TUM-Alumna Dr. Yasmine Aguib (Molekulare Biotechnologie mit Schwerpunkt Molekularmedizin) und Prof. Dr. Sir Magdi Yacoub (Imperial College London und Magdi Yacoub Heart Foundation) gegründet. Bei der Veranstaltung, die vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) gefördert wurde, war auch Dr. Khaled Abdel Ghaffar, Minister für Hochschulbildung und wissenschaftliche Forschung in Ägypten, anwesend.
Am „Runden Tisch“ nahm eine multidisziplinäre Gruppe deutscher und ägyptischer Experten aus den Fachbereichen übertragbarer und nicht übertragbarer Krankheiten, Genomik und Bioinformatik teil. Im Rahmen dessen hielt Prof. Klug den Vortrag „Women’s health & global cancer from a population perspective“. „Der Schwerpunkt lag auf den globalen Krebsraten mit einem Fokus auf Afrika und die Gesundheit afrikanischer Frauen“, erklärt Prof. Klug. „Vor allem in weniger entwickelten Ländern sind sehr hohe Raten an Brust- und Gebärmutterhalskrebs zu verzeichnen. Es existieren zudem beängstigende Prognosen, wie sich die Zahlen der Krebserkrankungen in Afrika künftig entwickeln werden.“
Im Anschluss an den „Round-Table“ fand ein interdisziplinärer Workshop mit Doktorand_innen, Mediziner_innen und Nachwuchsforscher_innen statt. Er beinhaltete Vorträge und Brainstorming-Sessions, um gemeinsame Ideen für die Integration der Genommedizin und die Verbesserung der Krankheitslast in Afrika sowie weltweit zu generieren. Im Zuge des Workshops sprach Prof. Klug noch zum Thema „Women’s health in Africa: status & priorities“. Darin ging sie unter anderem auf Interventionen wie Schutz vor (sexueller) Gewalt, Verhinderung von Mangelernährung, Förderung von Krebsfrüherkennung sowie Impfung gegen Humane Papillomviren (HPV) ein, um die Gesundheit afrikanischer Frauen im Laufe ihres Lebens zu steigern.
Workshop in Gabun
Der Workshop in Lambaréné/Gabun, der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert und von Frau Prof. Dr. Clarissa Prazeres da Costa vom Institut für Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene an der Fakultät für Medizin initiiert wurde, fand unter dem Thema „Challenges to Women’s Health in Subsaharan Africa“ statt. Er befasste sich mit drei Schlüsselthemen für die Gesundheit von Frauen in dieser Region, und zwar weibliche Genital-Schistosomiasis (FGS) (Bilharziose – eine Wurmerkrankung), Gebärmutterhalskrebs und Kaiserschnitt.
Darüber hinaus war die Verknüpfung bestehender globaler Gesundheitsprogramme für HIV, AIDS und Malaria mit der Prävention von Gebärmutterhalskrebs und FGS ein Kernthema. Ziel dieses Workshops war es, einen Entwurf zu erstellen, der für zukünftige globale Gesundheitsaktivitäten in Subsahara-Afrika passend und skalierbar ist.
Der Vortrag von Frau Prof. Klug befasste sich mit dem Thema „Cervical Cancer and HPV in Subsaharan Africa“. „Die Infektionsraten mit Humanen Papillomviren (HPV) und die Neuerkrankungsraten an Gebärmutterhalskrebs (Cervix-Karzinom) sind in dieser Region weltweit am höchsten“, so Prof. Klug. „Ziel meines Vortrags war es daher, über diese Erkrankungen sowie deren weitere Risikofaktoren wie Rauchen oder häufig wechselnde Sexualpartner aufzuklären.“ Problematisch sei jedoch, dass die staatliche Krankenversicherung in Subsahara-Afrika sehr rudimentär aufgestellt ist und Vorsorgeuntersuchungen deshalb oftmals nicht kostenfrei sind.
Teilnehmer_innen des internationalen Workshops in Gabun waren vor allem Hebammen, Krankenschwestern, Medizinstudent_innen sowie Gynäkologen aus verschiedenen afrikanischen Ländern wie Gabun, Kenia, Kamerun oder Mosambik und aus Deutschland.
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Kontakt:
Prof. Dr. Stefanie Klug
Lehrstuhl für Epidemiologie
Georg-Brauchle-Ring 56
80992 München
Telefon: 089 289 24950
E-Mail: stefanie.klug(at)tum.de
Text: Romy Schwaiger
Fotos: Lehrstuhl für Epidemiologie/TUM Cairo