Dr. Luana Tanaka ist Mitglied der Concord-Arbeitsgruppe, die sich der globalen Beobachtung von Krebs-Überlebensdaten widmet und einen Aufsatz in der renommierten Fachzeitschrift "The Lancet" veröffentlicht hat. Mit einem Impact Factor von 53 zählt die Fachzeitschrift mit peer-reviewing Verfahren zu den hochrangigsten Publikationen im Bereich der Medizin und Gesundheitswissenschaften. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin des Lehrstuhls für Epidemiologie von Prof. Dr. Stefanie Klug beteiligte sich an einer weltweiten Studie zu Krebs an der über 500 Wissenschaftler_innen mitgearbeitet haben. Der Lancet-Artikel wurde bei dem Journal eingereicht, bevor Dr. Tanaka an die TUM wechselte. Sie ist weiterhin Mitglied der Concord Gruppe und forscht zu Krebs.
Auswertung von 322 Krebsregistern aus 71 Ländern
"In dem Artikel wird die Wahrscheinlichkeit des Überlebens einer Krebserkrankung für 18 verschiedene Krebsarten eingeschätzt. Dafür wird das sogenannte 5-Jahres-Überleben betrachtet", erklärt Prof. Klug. Die Daten beziehen sich auf die Jahre 2000 bis 2014. Insgesamt wurden 322 Krebsregister mit rund 37 Millionen Patienten aus 71 Ländern ausgewertet. "Der daraus entstandene 53-seitige Artikel ist ein Standard-Nachschlag-Werk für diesen Bereich", erläutert die Professorin für Epidemiologie.
Erstellt wurde die Analyse durch die CONCORD Arbeitsgruppe. Unterstützt wird CONCORD beispielsweise durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und die Weltbank. Geleitet wird die Arbeitsgruppe von der London School of Hygiene & Tropical Medicine. "Die Arbeiten der CONCORD Gruppe sind in wissenschaftlicher Hinsicht für globale Aussagen zum Überleben bei Krebs herausragend", erklärt Klug.
Tanaka übernahm als Mitglieder der Gruppe die Auswertung für Brasilien. Dafür untersuchte sie die Daten des Registers der Region São Paulo. "Das Register repräsentiert die mehr als zwölf Millionen Einwohner der Stadt und insgesamt sechs Prozent der Brasilianer", sagt Tanaka. In dem fünft-bevölkerungsreichsten Land der Erde bestehen insgesamt sieben Krebsregister. Die Entscheidung für jenes der Region São Paulo basierte auf der guten Zugänglichkeit und der relativ hohen Qualität. Denn die Hauptherausforderung für den internationalen Vergleich sind die sehr unterschiedlichen Niveaus der Krebsregister. "In Deutschland werden diese Register durch den Staat finanziell unterstützt und es bestehen gesetzliche Regelungen, die Daten zu erheben. In Brasilien ist das anders. Dort gibt es bisher nur eine geringe finanzielle Unterstützung. Die Krebsregister sind insgesamt von einer etwas niedrigeren Qualität, aber dennoch deutlich besser als jene der weniger entwickelten Länder", bilanziert Tanaka.
Vergleich von Gesundheitssystemen und Ansätzen, den Krebs zu bekämpfen
Die Studie ermöglicht einen Vergleich unterschiedlicher Gesundheitssysteme und Ansätze, den Krebs zu bekämpfen. Die Analyse offenbart so auch Unterschiede: "Ein Ergebnis ist, dass die Überlebenswahrscheinlichkeit zwischen den reichsten und den ärmeren Ländern differiert. Beispielsweise ist in den USA die Überlebenswahrscheinlichkeit für Brustkrebs mit 95 Prozent sehr hoch, während sie in Indien mit 66 Prozent sehr viel niedriger ist. Gründe hierfür können die bessere Versorgung in den reichen Ländern sowie die frühere Diagnose von Erkrankungen sein", analysiert die wissenschaftliche Mitarbeiterin des Lehrstuhls für Epidemiologie und ergänzt: "Das deutsche System scheint insgesamt recht gut zu funktionieren. Probleme und Herausforderungen bestehen im Bereich derjenigen, die eine geringere Bildung haben, denn ihre Überlebenswahrscheinlichkeit ist auch niedriger. Möglicherweise hängt dies damit zusammen, dass sie keine Kenntnis von vorhandenen Programmen haben."
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Kontakt:
Dr. Luana Tanaka
Lehrstuhl für Epidemiologie
Georg-Brauchle-Ring 58
80992 München
Telefon: 089 289 24960
E-Mail: Luana.Tanaka(at)tum.de
Text: Dr. Fabian Kautz
Fotos: The Lancet/Dr. Fabian Kautz/TUM